
30 Spiele, 26 Siege – diese beeindruckende Bilanz hätte seit Einführung der Baden-Württemberg-Liga vor 25 Jahren immer zum Aufstieg in die Drittklassigkeit gereicht. Nicht für den TSB Gmünd, der aber auch seinen dritten Tabellenplatz noch einmal ausgelassen zelebrierte. „Wir wollten noch einmal zeigen, was wir können“, meinte Erfolgstrainer Aaron Fröhlich, „das haben wir auch getan in den Phasen, in denen das Spiel normal lief.“ Als wäre das Fernduell um den Drittliga-Aufstieg nicht schon spannend genug gewesen, bot das letzte Saisonspiel in Albstadt noch unglaublich viel Konfliktpotenzial.
Der TSB startet „volle Kanne“
30 Gmünder Fans waren auf die Zollernalb mitgereist und durften tatsächlich auf ein Wunder hoffen: Als ihr Team das Spielfeld betrat, da lief das Parallelspiel schon und der Konkurrent TV Bittenfeld II lag mit 11:15 gegen den TV Plochingen zurück. „Wir waren komplett im Tunnel“, so blendeten TSB-Kapitän Wolfgang Bächle und seine Kollegen dieses Fernduell aus. Der Trainer aber wusste Bescheid, gab eine klare Marschroute aus: „Es war klar, wir gehen volle Kanne.“ Die Gmünder begannen total furios, zeigten Tempo-Handball par excellence und legten in den ersten vier Minuten ein 5:1 vor. Um kurz nach 20 Uhr stand der TSB in der Blitztabelle auf dem zweiten Rang – und wäre damit erstmals in die 3. Liga aufgestiegen.

Vier Gmünder Zeitstrafen auf einen Schlag
Mit starken Rückraumwürfen durchbrach Arian Pleißner eine kurze Torflaute, doch beim Stand von nur noch 25:22 (34.) hatte Albstadt Blut geleckt. Und in Bittenfeld? Da glich Plochingen acht Minuten vor dem Ende zum 30:30 aus. Doch auch der TSB musste nun kämpfen, weil die eigene Begegnung immer hitziger wurde. Erst wurde Fröhlich für ein Wortgefecht am Seitenrand mit einer Zeitstrafe belegt, in der nächsten Szene wurde Spielmacher Tom Abt für ein Foul und anschließendes Hadern mit einer doppelten Zeitstrafe belegt. Der Trainer ging ein paar Schritte auf das Spielfeld, um Abt zu beruhigen – und wurde von den Unparteiischen auf die Tribüne geschickt. Mit nur noch vier Mann auf dem Feld schrumpfte die Führung auf 31:29 (46.).

Junge Gmünder zeigen starken Charakter
Obwohl es in Albstadt also um nichts mehr ging, verloren nun die Hausherren völlig die Nerven. Erst trat Lebherz gegen Andreas Maier nach (48.), kurz darauf rannte Torwart Julian Mayer dem Gmünder Linksaußen Niklas Burtsche hinterher und stieß ihn zu Boden – diese beiden Feldverweise waren unstrittig. Dem TSB spielte das natürlich in die Karten, die beiden Außen Bächle und Burtsche erhöhten auf 36:31 (52.). „Wir haben uns wieder stabilisiert und den Sieg souverän nach Hause gebracht“, sagte der sechsfache Torschütze Bächle: „Die Mannschaft hat wieder einmal ihren tollen Charakter gezeigt und die Ruhe behalten, was bei unserem jungen Alter sicher nicht selbstverständlich ist.“

Eine Saison nahe am Maximum
Auch Aaron Fröhlich sprach direkt seine Glückwünsche an den Konkurrenten aus: „Handball ist relativ fair und meistens gewinnt die bessere Mannschaft, sowohl über 60 Minuten als auch über ein ganzes Jahr gesehen.“ In Gmünd gibt es auch überhaupt keinen Grund, nach diesem Herzschlagfinale zu träumen. Immerhin steht die beste Viertliga-Bilanz in den Büchern, nachdem man vorige Saison lange um den Klassenerhalt hatte zittern müssen. „Gemessen an dem, was wir leisten können, haben wir ziemlich an unserem Maximum abgeliefert“, zog der Trainer ein erstes Fazit: „Wir dürfen zufrieden und stolz sein. Es war eine Saison, über die wir lange sprechen werden.“ Ganz sicher wird auch über dieses vollkommen verrückte Finale noch lange gesprochen werden.