Total verrücktes Saisonfinale: TSB Gmünd gewinnt 80 Tore-Spektakel, aber steigt nicht auf

Aufgeheizte Stimmung, viel Tempo, vier Rote Karten – und lange Zeit durfte der TSB Gmünd sogar auf ein Wunder hoffen. Der 41:39 (22:17) – Sieg bei der HSG Albstadt reicht am Ende nicht zum Sprung auf Rang zwei, krönt aber die beste Saison der eigenen Viertliga-Historie.
 
30 Spiele, 26 Siege – diese beeindruckende Bilanz hätte seit Einführung der Baden-Württemberg-Liga vor 25 Jahren immer zum Aufstieg in die Drittklassigkeit gereicht. Nicht für den TSB Gmünd, der aber auch seinen dritten Tabellenplatz noch einmal ausgelassen zelebrierte. „Wir wollten noch einmal zeigen, was wir können“, meinte Erfolgstrainer Aaron Fröhlich, „das haben wir auch getan in den Phasen, in denen das Spiel normal lief.“ Als wäre das Fernduell um den Drittliga-Aufstieg nicht schon spannend genug gewesen, bot das letzte Saisonspiel in Albstadt noch unglaublich viel Konfliktpotenzial.
 

Der TSB startet „volle Kanne“

30 Gmünder Fans waren auf die Zollernalb mitgereist und durften tatsächlich auf ein Wunder hoffen: Als ihr Team das Spielfeld betrat, da lief das Parallelspiel schon und der Konkurrent TV Bittenfeld II lag mit 11:15 gegen den TV Plochingen zurück. „Wir waren komplett im Tunnel“, so blendeten TSB-Kapitän Wolfgang Bächle und seine Kollegen dieses Fernduell aus. Der Trainer aber wusste Bescheid, gab eine klare Marschroute aus: „Es war klar, wir gehen volle Kanne.“ Die Gmünder begannen total furios, zeigten Tempo-Handball par excellence und legten in den ersten vier Minuten ein 5:1 vor. Um kurz nach 20 Uhr stand der TSB in der Blitztabelle auf dem zweiten Rang – und wäre damit erstmals in die 3. Liga aufgestiegen.
Doch während die „Jets“ bis zum 17:8 (19.) völlig aufdrehten, da ging den Plochingern allmählich die Puste aus. Schon zur Halbzeit hatte Bittenfeld das Spiel gedreht, beim Stand von 29:24 nach 42 Minuten schien die Aufstiegsfrage geklärt. Währenddessen bekam auch der TSB seine Probleme. Als Jonas Schwenk bei seinem letzten Auftritt zum 21:12 (25.) traf, war noch alles in bester Ordnung. Doch Albstadt bäumte sich auf und setzte konsequent auf einen zusätzlichen Feldspieler. Den Schiedsrichtern, die nicht ihren besten Tag erwischt hatten, entglitt die bis dahin faire Partie komplett. HSG-Angreifer Patrick Lebherz hakte sich bei Patrick Watzl ein, traf im Fallen zum 21:14 (26.) und der Gmünder sah die erste Rote Karte seiner jungen Laufbahn. Es sollte nicht die letzte strittige Szene gewesen sein.
 

Vier Gmünder Zeitstrafen auf einen Schlag

Mit starken Rückraumwürfen durchbrach Arian Pleißner eine kurze Torflaute, doch beim Stand von nur noch 25:22 (34.) hatte Albstadt Blut geleckt. Und in Bittenfeld? Da glich Plochingen acht Minuten vor dem Ende zum 30:30 aus. Doch auch der TSB musste nun kämpfen, weil die eigene Begegnung immer hitziger wurde. Erst wurde Fröhlich für ein Wortgefecht am Seitenrand mit einer Zeitstrafe belegt, in der nächsten Szene wurde Spielmacher Tom Abt für ein Foul und anschließendes Hadern mit einer doppelten Zeitstrafe belegt. Der Trainer ging ein paar Schritte auf das Spielfeld, um Abt zu beruhigen – und wurde von den Unparteiischen auf die Tribüne geschickt. Mit nur noch vier Mann auf dem Feld schrumpfte die Führung auf 31:29 (46.).
Doch der TSB bewahrte einen kühlen Kopf. Co-Trainer Simon Fröhlich übernahm für seinen Zwillingsbruder, nahm erst einmal eine Auszeit und das Team spielte mit langen Angriffen die Zeit herunter. Umso größer war der Jubel, als Kai Schäffner den Ball noch in Unterzahl zum 32:29 (47.) ins Netz wuchtete. Dem Abwehrchef Christian Waibel gelang die vielleicht wichtigste Aktion, als er nach Ablauf einer Zeitstrafe von der Bank stürmte und einen gegnerischen Pass abfing. Inzwischen hatte es längst die Runde gemacht, dass Konkurrent Bittenfeld mit einem 35:32-Sieg den Aufstieg perfekt gemacht hatte.
 

Junge Gmünder zeigen starken Charakter

Obwohl es in Albstadt also um nichts mehr ging, verloren nun die Hausherren völlig die Nerven. Erst trat Lebherz gegen Andreas Maier nach (48.), kurz darauf rannte Torwart Julian Mayer dem Gmünder Linksaußen Niklas Burtsche hinterher und stieß ihn zu Boden – diese beiden Feldverweise waren unstrittig. Dem TSB spielte das natürlich in die Karten, die beiden Außen Bächle und Burtsche erhöhten auf 36:31 (52.). „Wir haben uns wieder stabilisiert und den Sieg souverän nach Hause gebracht“, sagte der sechsfache Torschütze Bächle: „Die Mannschaft hat wieder einmal ihren tollen Charakter gezeigt und die Ruhe behalten, was bei unserem jungen Alter sicher nicht selbstverständlich ist.“
Maier überraschte den zurücklaufenden Albstädter Keeper noch mit einem Wurf von der Mittellinie ins leere Tor, Kreisläufer Jonas Waldenmaier erzielte mit einem feinen Dreher den 40.Treffer. Das war die Entscheidung, auch wenn sich der TSB mit überhasteten Ballverlusten noch einige Gegentreffer einhandelte. Letztlich war es wieder Bächle, der mit dem 41:38 die allerletzten Zweifel ausräumte. „Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten und so war es ein geiler Abschluss einer überragenden Saison“, strahlte der Routinier, den der haarscharf verpasste Aufstieg nicht weiter beschäftigte: „Wir haben eine überragende Runde gespielt und Bittenfeld lange zittern lassen, aber über die ganze Saison gesehen haben sie es komplett verdient.“
 

Eine Saison nahe am Maximum

Auch Aaron Fröhlich sprach direkt seine Glückwünsche an den Konkurrenten aus: „Handball ist relativ fair und meistens gewinnt die bessere Mannschaft, sowohl über 60 Minuten als auch über ein ganzes Jahr gesehen.“ In Gmünd gibt es auch überhaupt keinen Grund, nach diesem Herzschlagfinale zu träumen. Immerhin steht die beste Viertliga-Bilanz in den Büchern, nachdem man vorige Saison lange um den Klassenerhalt hatte zittern müssen. „Gemessen an dem, was wir leisten können, haben wir ziemlich an unserem Maximum abgeliefert“, zog der Trainer ein erstes Fazit: „Wir dürfen zufrieden und stolz sein. Es war eine Saison, über die wir lange sprechen werden.“ Ganz sicher wird auch über dieses vollkommen verrückte Finale noch lange gesprochen werden.
Aufgeheizte Stimmung, viel Tempo, vier Rote Karten – und lange Zeit durfte der TSB Gmünd sogar auf ein Wunder hoffen. Der 41:39 (22:17) – Sieg bei der HSG Albstadt reicht am Ende nicht zum Sprung auf Rang zwei, krönt aber die beste Saison der eigenen Viertliga-Historie.
 
30 Spiele, 26 Siege – diese beeindruckende Bilanz hätte seit Einführung der Baden-Württemberg-Liga vor 25 Jahren immer zum Aufstieg in die Drittklassigkeit gereicht. Nicht für den TSB Gmünd, der aber auch seinen dritten Tabellenplatz noch einmal ausgelassen zelebrierte. „Wir wollten noch einmal zeigen, was wir können“, meinte Erfolgstrainer Aaron Fröhlich, „das haben wir auch getan in den Phasen, in denen das Spiel normal lief.“ Als wäre das Fernduell um den Drittliga-Aufstieg nicht schon spannend genug gewesen, bot das letzte Saisonspiel in Albstadt noch unglaublich viel Konfliktpotenzial.
 

Der TSB startet „volle Kanne“

30 Gmünder Fans waren auf die Zollernalb mitgereist und durften tatsächlich auf ein Wunder hoffen: Als ihr Team das Spielfeld betrat, da lief das Parallelspiel schon und der Konkurrent TV Bittenfeld II lag mit 11:15 gegen den TV Plochingen zurück. „Wir waren komplett im Tunnel“, so blendeten TSB-Kapitän Wolfgang Bächle und seine Kollegen dieses Fernduell aus. Der Trainer aber wusste Bescheid, gab eine klare Marschroute aus: „Es war klar, wir gehen volle Kanne.“ Die Gmünder begannen total furios, zeigten Tempo-Handball par excellence und legten in den ersten vier Minuten ein 5:1 vor. Um kurz nach 20 Uhr stand der TSB in der Blitztabelle auf dem zweiten Rang – und wäre damit erstmals in die 3. Liga aufgestiegen.
Doch während die „Jets“ bis zum 17:8 (19.) völlig aufdrehten, da ging den Plochingern allmählich die Puste aus. Schon zur Halbzeit hatte Bittenfeld das Spiel gedreht, beim Stand von 29:24 nach 42 Minuten schien die Aufstiegsfrage geklärt. Währenddessen bekam auch der TSB seine Probleme. Als Jonas Schwenk bei seinem letzten Auftritt zum 21:12 (25.) traf, war noch alles in bester Ordnung. Doch Albstadt bäumte sich auf und setzte konsequent auf einen zusätzlichen Feldspieler. Den Schiedsrichtern, die nicht ihren besten Tag erwischt hatten, entglitt die bis dahin faire Partie komplett. HSG-Angreifer Patrick Lebherz hakte sich bei Patrick Watzl ein, traf im Fallen zum 21:14 (26.) und der Gmünder sah die erste Rote Karte seiner jungen Laufbahn. Es sollte nicht die letzte strittige Szene gewesen sein.
 

Vier Gmünder Zeitstrafen auf einen Schlag

Mit starken Rückraumwürfen durchbrach Arian Pleißner eine kurze Torflaute, doch beim Stand von nur noch 25:22 (34.) hatte Albstadt Blut geleckt. Und in Bittenfeld? Da glich Plochingen acht Minuten vor dem Ende zum 30:30 aus. Doch auch der TSB musste nun kämpfen, weil die eigene Begegnung immer hitziger wurde. Erst wurde Fröhlich für ein Wortgefecht am Seitenrand mit einer Zeitstrafe belegt, in der nächsten Szene wurde Spielmacher Tom Abt für ein Foul und anschließendes Hadern mit einer doppelten Zeitstrafe belegt. Der Trainer ging ein paar Schritte auf das Spielfeld, um Abt zu beruhigen – und wurde von den Unparteiischen auf die Tribüne geschickt. Mit nur noch vier Mann auf dem Feld schrumpfte die Führung auf 31:29 (46.).
Doch der TSB bewahrte einen kühlen Kopf. Co-Trainer Simon Fröhlich übernahm für seinen Zwillingsbruder, nahm erst einmal eine Auszeit und das Team spielte mit langen Angriffen die Zeit herunter. Umso größer war der Jubel, als Kai Schäffner den Ball noch in Unterzahl zum 32:29 (47.) ins Netz wuchtete. Dem Abwehrchef Christian Waibel gelang die vielleicht wichtigste Aktion, als er nach Ablauf einer Zeitstrafe von der Bank stürmte und einen gegnerischen Pass abfing. Inzwischen hatte es längst die Runde gemacht, dass Konkurrent Bittenfeld mit einem 35:32-Sieg den Aufstieg perfekt gemacht hatte.
 

Junge Gmünder zeigen starken Charakter

Obwohl es in Albstadt also um nichts mehr ging, verloren nun die Hausherren völlig die Nerven. Erst trat Lebherz gegen Andreas Maier nach (48.), kurz darauf rannte Torwart Julian Mayer dem Gmünder Linksaußen Niklas Burtsche hinterher und stieß ihn zu Boden – diese beiden Feldverweise waren unstrittig. Dem TSB spielte das natürlich in die Karten, die beiden Außen Bächle und Burtsche erhöhten auf 36:31 (52.). „Wir haben uns wieder stabilisiert und den Sieg souverän nach Hause gebracht“, sagte der sechsfache Torschütze Bächle: „Die Mannschaft hat wieder einmal ihren tollen Charakter gezeigt und die Ruhe behalten, was bei unserem jungen Alter sicher nicht selbstverständlich ist.“
Maier überraschte den zurücklaufenden Albstädter Keeper noch mit einem Wurf von der Mittellinie ins leere Tor, Kreisläufer Jonas Waldenmaier erzielte mit einem feinen Dreher den 40.Treffer. Das war die Entscheidung, auch wenn sich der TSB mit überhasteten Ballverlusten noch einige Gegentreffer einhandelte. Letztlich war es wieder Bächle, der mit dem 41:38 die allerletzten Zweifel ausräumte. „Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten und so war es ein geiler Abschluss einer überragenden Saison“, strahlte der Routinier, den der haarscharf verpasste Aufstieg nicht weiter beschäftigte: „Wir haben eine überragende Runde gespielt und Bittenfeld lange zittern lassen, aber über die ganze Saison gesehen haben sie es komplett verdient.“
 

Eine Saison nahe am Maximum

Auch Aaron Fröhlich sprach direkt seine Glückwünsche an den Konkurrenten aus: „Handball ist relativ fair und meistens gewinnt die bessere Mannschaft, sowohl über 60 Minuten als auch über ein ganzes Jahr gesehen.“ In Gmünd gibt es auch überhaupt keinen Grund, nach diesem Herzschlagfinale zu träumen. Immerhin steht die beste Viertliga-Bilanz in den Büchern, nachdem man vorige Saison lange um den Klassenerhalt hatte zittern müssen. „Gemessen an dem, was wir leisten können, haben wir ziemlich an unserem Maximum abgeliefert“, zog der Trainer ein erstes Fazit: „Wir dürfen zufrieden und stolz sein. Es war eine Saison, über die wir lange sprechen werden.“ Ganz sicher wird auch über dieses vollkommen verrückte Finale noch lange gesprochen werden.

HSG Albstadt – TSB Jets 39:41 (17:22)

HSG: Edis Camovic, Julian Mayer (1) – Gregor Thomann (8/1), Julian Thomann (6), Dennis Fuoß (6), Patrick Lebherz (6), Fabian Mayer (4), Lasse Fuchs (2), Simon Flügel (2), Lukas Mayer (1), Noah Ehrenfried (1), Noa-Gabriel Alilovic (1), Samuel Hartmann (1), Elias Flügel, Jannis Mezger, Tim Bänsch
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Tom Abt (7), Niklas Burtsche (7/1), Wolfgang Bächle (6), Andreas Maier (4), Stefan Scholz (4), Arian Pleißner (4), Kai Schäffner (3), Jonas Waldenmaier (2), Jonas Schwenk (2), Stephan Mühleisen (1), Patrick Watzl (1), Christian Waibel, Jonathan Leichs, Louis Waldraff
Siebenmeter: HSG 2/1 – TSB 2/1
Zeitstrafen: HSG 12 Minuten – TSB 14 Minuten
Rote Karten: Patrick Lebherz (48.), Julian Mayer (51./beide Tätlichkeit) – Patrick Watzl (26./Foulspiel), Trainer Aaron Fröhlich (45./Spielfeld betreten)
Schiedsrichter: Sven Beck, Fabian Hochstuhl (TV Sandweier)
Zuschauer: 500
(Text: Nicolas Schoch - Archivbilder: Frank Bieg)