In der langen Geschichte des TSB Gmünd gab es zahlreiche Höhen und Tiefen. „Nach jedem Abschwung kam immer wieder auch ein Aufschwung“, stellte der Ehrenvorsitzende und Gmünder Sportpionier Walter Lenz zum 150 jährigen-Vereinsjubiläum im Jahre 1994 fest. Damals waren die TSB-Handballer ganz unten angekommen. Und Tatsache: Es folgte ein Aufschwung, der in dieser Form wohl einmalig in ganz Württemberg ist. Ein kometenhafter Aufstieg, der nicht nur vier Meisterschaften innerhalb von acht Jahren sowie einen Nationalspieler und Europameister hervorgebracht hat. Sondern auch die Feststellung, dass die „Jets“ inzwischen zur Eliteklasse von Baden-Württemberg zählen und damit unbestritten das Flaggschiff unter den 20 Abteilungen des TSB Gmünd darstellen.
Ein kurzer Umriss von 100 Jahren Handball in Schwäbisch Gmünd!
1920
Nach den Entbehrungen des ersten Weltkriegs waren die verschiedenen Abspaltungen jenes Vereins, der am 10.Juni 1844 durch den Gmünder Turnvater Johannes Buhl ins Leben gerufen worden war, zur Zusammenarbeit gezwungen. Neue Sportarten bereicherten die „Turngemeinde Schwäbisch Gmünd 1844 e.V.“ – darunter der Handball. In der Phase zwischen den Kriegen hatten die Ballwerfer dabei einen entscheidenden Vorteil: Der spätere „König Fußball“ war den eingefleischten Turnern stets suspekt geblieben. Wenn schon Ballspiele, dann wurden Faust- oder Handball der „undeutschen, weil englischen“ Balltreterei vorgezogen. Die TG bekam schnell eine durchaus erfolgreiche Handball-Mannschaft zusammen, die sich auf dem Großfeld spannende Derbys mit dem Stadtrivalen Normannia lieferte, ehe der Sportbetrieb mit dem Untergang des Nationalsozialismus erneut komplett zum Erliegen kam.
1950
Nach Kriegsende belebten die verblieben Aktiven ihre Turngemeinde neu. Für den Wiederaufbau müssen sie allerdings hart mit den US-Militärbehörden ringen. Bis zum Juli 1950 hielt das Warten an ehe, ehe die TG ihren Platz in der Buchstraße zurückerhielt. Die Feldhandballer von Abteilungsleiter Karl Aich sorgten mit ihren Ergebnissen auf regionaler Ebene für Furore und machten die TG Gmünd auf zahlreichen Großveranstaltungen bekannt.
Mehr über die Erfolge der TG Gmünd in den 1950er-Jahren erzählte uns der damalige Spieler Robert Rohaczek (verstorben am 12.April 2023) anlässlich seines 90.Geburtstages - sehr interessante Einblicke in eine bewegende Lebensgeschichte, hier nachzulesen: TSB Gmünd Handball - Robert Rohaczek: Der Gmünder Handball gab ihm eine neue Heimat
Mehr über die Erfolge der TG Gmünd in den 1950er-Jahren erzählte uns der damalige Spieler Robert Rohaczek (verstorben am 12.April 2023) anlässlich seines 90.Geburtstages - sehr interessante Einblicke in eine bewegende Lebensgeschichte, hier nachzulesen: TSB Gmünd Handball - Robert Rohaczek: Der Gmünder Handball gab ihm eine neue Heimat
1954
Anlässlich der Festwoche zum 110.Vereinsjubiläum gibt sich das damalige Nonplusultra des deutschen Handballs die Ehre: Frisch Auf Göppingen um Spielertrainer Bernhard Kempa, frischgebackener deutscher Meister sowohl in der Halle als auch auf dem Großfeld, tritt im Juli zu einem Freundschaftsspiel bei der TG Gmünd an. 2000 Zuschauer pilgern zum Kampfplatz in die Buchstraße. Während besonders die Leichtathleten und Faustballer zahlreiche Titel auf Landesebene einheimsen, haben die TG-Handballer in den folgenden Jahren aber nur sporadisch Grund zum Feiern.
1970
Der Feld- wurde zunehmend vom Hallenhandball verdrängt. Mit der Einweihung der Großen Sporthalle – erbaut an der Stelle des früheren Bürgergarten, in dem einst die Turner ihre Übungsabende abhielten – erhielten die Handballer der TG Gmünd im Dezember ihre neue Heimat.
1977
Nach langer Durststrecke gelingt unter dem Namen TSG Gmünd – TG und Sportfreunde fusionierten ein Jahr zuvor – der lang ersehnte Aufstieg die Landesstaffel. Dort spielt die Mannschaft von Trainer Reinhold Frömmel eine „für die Zukunft vielversprechende Rolle“, wie vom Vereinschronisten festgehalten wird – er sollte Recht behalten.
1981
Gehörig Zeit benötigten die Fusionsgespräche zwischen der TSG und dem seit 1955 existierenden SV Rehnenhof. Am 7.Juni ist es so weit: Der Turn- und Sportbund Schwäbisch Gmünd 1844 e.V. wird aus der Wiege gehoben. Außerordentlich hohe Ziele setzt sich der neue Großverein, will in Fuß- und Handball die höchsten Ligen des Landes und in wenigstens vier weiteren Sportarten Bundesniveau erreichen.
1982
Bereits im ersten Jahr des Bestehens erlebt der TSB einen unvorstellbaren Höhenflug in allen Bereichen. Dazu tragen besonders die Handballer bei, die sich die Meisterschaft in der Landesliga holen und erstmals für die Württemberg-Oberliga qualifizieren. In der vierthöchsten Spielklasse etabliert sich der TSB rasch und behauptet sich dabei gegen manch namhaften Konkurrenten: Dazu zählen Kornwestheim, Oßweil, Neuhausen und später auch der TSV Heiningen, der 1985 und 86 aus der 2.Bundesliga nach unten durchgereicht wurde.
1984
Es ist die bis dahin größte sportliche Sensation: Nicht nur in der Oberliga glänzt der TSB mit einem ausgezeichneten dritten Platz. Es kommt noch besser: Durch einen grandiosen 25:15-Endspielsieg über den Oberligameister und Regionalligaaufsteiger VfL Pfullingen errang man den württembergischen Pokalsieg. Der Vater des Erfolgs, Reinhold Frömmel, gab nach 11 Jahren erfolgreicher Arbeit seinen Rücktritt bekannt.
1988
Wolfgang Joppich, der legendäre Frömmel als Interimscoach sowie anschließend Bernhard Lietsch auf der Trainerbank führten den TSB zweimal auf den siebten und einmal auf den zehnten Rang. 1988 allerdings belegen die Gmünder mit 8:36 Punkten den letzten Tabellenplatz. Nach sechs Spielzeiten muss sich die in die Jahre gekommene Mannschaft aus der Oberliga verabschieden.
1990
Zwar gelingt der direkte Wiederaufstieg in die Viertklassigkeit, doch dort besteht der TSB nicht mehr. Der Start in die Saison 89/90 ging völlig daneben und so konnte man sich nie aus dem Tabellenkeller befreien. Erneut als Letzter müssen die Gmünder den Gang nach unten antreten. In den folgenden Jahren spielt die einstige Paradedisziplin des TSB keine Rolle mehr auf Landesebene.
1993
Mit dem Abstieg in die Kreisliga ist der Tiefpunkt erreicht. Dem TSB fehlt jegliche sportliche wie finanzielle Perspektive.
2000
Michael Hieber kehrte nach drei Jahren bei der TG Donzdorf zurück zu seinem Heimatverein und übernahm mit gerade einmal 21 Jahren die Rolle des Spielertrainers. Der Nachwuchs, den Hieber seit der C-Jugend gecoacht hatte, hält dem TSB die Treue. Aus der „Klasse von 99“ entsteht ein Aktiventeam, dass einen sensationellen Durchmarsch hinlegt. Der erste Schritt ist die souveräne Meisterschaft in der Kreisliga Stauferland.
Das Meisterteam: Markus Frei, Markus Mangiapane – Peter Abele, Jörg Altrichter, Simon Frey, Benjamin Göth, Andreas Hieber, Michael Hieber, Frank Koseck, Steffen Krieg, Markus Rinderknecht,, Markus Schmid, Wolfgang Schuster, Holger Sohnle, Jürgen Tscherven
2001
Das Hieber-Team feiert in der Bezirksliga die zweite Meisterschaft in Serie. Doch erst nach einem wahren Relegationskrimi in Winnenden ist der Durchmarsch perfekt.
2003
Auch in der Landesliga hält es den TSB nicht lange. Mit großem Abstand holen sich die Gmünder die Landesliga-Meisterschaft und holen bis zu 1000 Zuschauer in die Große Sporthalle.
2005
Eine herausragende Jugendarbeit bildet die Basis für die sportlichen Erfolge des TSB. Die vom einstigen Oberliga-Spieler Wolfgang Häfner trainierten B-Junioren krönen sich zum Württembergischen Meister.
Das Meisterteam: Cristian Marin – Matthias Czypull, Kai Häfner, Maximilian Jentsch, Christoph Köngeter, Tobias Kößer, Tobias Schabel, Robert Steiner, Christian Tobias, Osman Tekir, Christian Waibel, Timo Zink
2007
Sieben Spieler der ersten Stunde – eine ganze Mannschaft also – feiern in der Verbandsliga die vierte Meisterschaft im achten Jahr. Mit der Qualifikation für die neue Württembergliga geht ein Traum in Erfüllung: Nach 17 Jahren ist der TSB zurück unter den Besten des Landes. „Die Krönung einer Ära“, findet Abteilungsleiter Markus Frei.
Das Meisterteam: Sebastian Fabian, Markus Frei, Steffen Krieg, Falk Zeman – Johannes Frey, Simon Frey, Benjamin Göth, Sebastian Göth, Kai Häfner, Andreas Hieber, Michael Hieber, Frank Koseck, Moritz Nothdurft, Armin Rieg, Patrick Schamberger, Martin Schmeiser, Wolfgang Schuster
Die Zweite Mannschaft steigt in die Bezirksliga auf. Die A-Jugend dominiert sowohl die Verbandsliga Württemberg als auch die BW-Oberliga. Im Endspiel gegen die SG Kronau/Östringen (29:30/28:28) fehlt nur ein einziges Tor zur baden-württembergischen Meisterschaft. Im Halbfinale um die Süddeutsche Meisterschaft müssen die Jungs der Trainer Wolfgang Häfner und Markus Knoll dem SV Concordia Delitzsch (34:28 / 26:37) geschlagen geben.
2014
Sieben Jahre Württembergliga – stets war der TSB unter den „Top Fünf“ dabei. Nach der Vize-Meisterschaft wartete nun ein vierwöchiger Relegationsmarathon auf das Hieber-Team. Dabei wurden sowohl die SG Bottwartal (26:23 / 35:29) als auch die SG Muggensturm/Kuppenheim (33:24) aus dem Weg geräumt. Das Spiel der Spiele fand schließlich in einer mit über 1200 Zuschauern völlig ausverkauften Großen Sporthalle statt: Nach einer bis kurz vor Schluss spannenden Abwehrschlacht gegen Hockenheim (24:20) war der erstmalige Aufstieg in die BW-Oberliga perfekt!
Das Aufsteigerteam: Christoph Engler, Sebastian Fabian – Wolfgang Bächle, Paul Boizesan, Matthias Czypull, Johannes Frey, Simon Frey, Sebastian Göth, Aaron Fröhlich, Felix Häfner, Max Häfner, Djibril M´Bengue, Patrick Schamberger, Philipp Schwenk, Dominik Sos, Robert Steiner, Christian Tobias, Christian Waibel
2017
Das bislang erfolgreichste Jahr der TSB-Historie. Lange Zeit spielen die Jets um den Aufstieg in die 3.Liga mit und erreichen letztlich zum zweiten Mal in Folge einen sensationellen vierten Platz in der BWOL. Max Häfner weckt derweil das Interesse des TVB Stuttgart – nach seinem Bruder Kai Häfner, der 2016 als Europameister mit deutschen Nationalmannschaft heimgekehrt war, und Djibril M´Bengue schafft der dritte TSBler innerhalb eines Jahrzehnts den Sprung in die 1.Bundesliga.
Auch der TSB-Nachwuchs sorgt für eine Sternstunde: Durch einen 24:21-Finalsieg über den TV Spaichingen sicheren sich die C-Jugendlichen von Trainer Aaron Fröhlich die Landesliga-Meisterschaft.
Das Meisterteam: Julian Sacher, Dennis Slonek – Tom Abt, Kai Kiesel, Valentin Pick, Vincent Pick, Can Oktay, Jonas Schmutzert, Louis Waldraff, Patrick Watzl, Aaron Wild
2018
Mit dem ersten Abstieg seit über zwei Jahrzehnten endet die Ära Hieber. Nach einer von Verletzungen geplagten Saison muss der TSB die BWOL als Vorletzter verlassen – aber nicht für lange.
2019
Der neue Trainer Stefan Klaus (zuvor SG Lauterstein) führt eine mit dem Durchschnittsalter von 22,5 Jahren extrem junge Mannschaft zum direkten Wiederaufstieg. Im Duell mit dem SV Fellbach (35:23) erringt der TSB letztlich auch den Titel des Württembergischen Meisters.
Das Meisterteam: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile – Wolfgang Bächle, Anis Bojic, Aaron Fröhlich, Felix Häfner, Jan Häfner, Lukas Kauderer, Yannik Leichs, Belmin Nadarevic, Sven Petersen, Hendrik Prahst, Dominik Sos, Christian Waibel, Lukas Waldenmaier, Jonas Waldenmaier
In der darauffolgenden Spielzeit kann der TSB erstmals in allen Altersklassen von der F- bis zur A-Jugend mindestens eine Mannschaft stellen. Erneut eifert eine Vorzeigejugend ihren Vorbildern nach: Die A-Junioren gehören zur württembergischen Spitze und sind in der Saison 2020/21 sogar ebenfalls wie die erste Mannschaft in der BW-Oberliga vertreten. Ob es dem TSB gelingt, sich auf Dauer in der Viertklassigkeit zu etablieren? Die Zukunft wird es zeigen, wie weit die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird.