„Viel Zeit und Geduld“: TSB-Trainer Dragoș Oprea fiebert dem Saisonstart entgegen

Mitte Juni haben die Oberliga-Handballer des TSB Gmünd unter ihrem neuen Trainer Dragoș Oprea das Training aufgenommen. Schweißtreibende Monate und zahlreichen Unsicherheiten angesichts der Corona-Pandemie liegen hinter den „Jets“, wenn am kommenden Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) endlich der Anpfiff zur neuen Oberliga-Saison ertönt. Zuvor lässt der 38-jährige Chefcoach im Interview mit Nico Schoch die Vorbereitungsphase Revue passieren und blickt zuversichtlich voraus.
 

Dodo, deine Mannschaft hat derzeit einen ganz guten Lauf und die letzten vier Testspiele allesamt gewonnen. Wie fällt dein Fazit aus? 
 
Natürlich bin ich zufrieden mit diesen Ergebnissen und der gesamten Entwicklung, seitdem wir im Juni mit dem Training begonnen haben. Doch wir sind uns sehr wohl bewusst, dass all das ab dem 04.Oktober gar nichts mehr zählt. Ab dann geht es nur noch um Punkte und an denen werden wir gemessen. Die Jungs haben meine Botschaft verstanden, unser neues System akzeptiert und verinnerlicht. Allerdings benötigt alles Neue zuallererst viel Zeit und Geduld.
Trotz den beiden erfolgreichen Auftritten gegen Wolfschlugen (32:29) und Reichenbach (35:30) in der vergangenen Woche bist du vermutlich noch nicht wunschlos glücklich, oder?
 
In beiden Partien haben wir gesehen, an welchen Schräubchen es in den verbleibenden Trainingseinheiten noch zu drehen gilt. Freuen tue ich mich darüber, dass die angeschlagenen Spieler zurückkehren. Gegen Reichenbach war insbesondere zu sehen, wie wichtig Aaron Fröhlich mit seiner Präsenz für uns ist. Christian Waibel ist ein ebenso wichtiger Bestandteil, er macht seine Sache auch im neuen System gut. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass Marian Rascher die letzten beiden Testspiele noch nutzen kann, um sich an das Pensum und die Intensität heranzutasten. Doch natürlich geht die Gesundheit vor.
 
Fassen wir noch einmal zusammen: Was sind deine allerwichtigsten Erkenntnisse aus den insgesamt sechs Testspielen?
 
Die Jungs haben verstanden, dass wir keinen Star in der Mannschaft haben. Wir leben vom Kampfgeist, wir leben von unserer Leidenschaft. Das haben sie über weite Strecken in allen Testspielen sehr gut umgesetzt und werden das auch weiterhin tun, da bin ich mir sicher. Wir haben Wille und Herz, aber auf jeden Fall auch noch Verbesserungspotenzial. Deshalb ist es wichtig, dass die Spieler an sich glauben und daran, welch großes Potenzial in ihnen steckt. Wenn wir das abrufen, dann haben wir eine schöne Zukunft vor uns.
Hat sich im Laufe der Vorbereitung ein Spieler hervorgetan, der dich persönlich besonders überrascht hat?
 
Ich möchte gar keinen einzelnen Spieler herauspicken. Doch ich kann mit Recht sagen, dass sich in den vergangenen drei Monaten jeder Einzelne, egal ob jung oder alt, verbessert hat. Sei es in der Athletik, im Spielverständnis oder in puncto Kampfgeist und Leidenschaft. Wir sind auf dem richtigen Weg.
 
Was ist mit Spielmacher Aaron Fröhlich, der häufiger in der Abwehr eingesetzt wird als zuvor, und mit Christian Waibel, der bei dir nun auch im Angriff eine wichtige Rolle spielt?
 
Das sind bloß zwei Beispiele. In meinen Augen muss jeder Spieler Abwehr und Angriff spielen können. Was bislang war, interessiert mich nicht.
 
Inwieweit ist es ein Handicap, dass Fröhlich, Waibel sowie Marian Rascher in der finalen Phase der Vorbereitung einige Zeit verletzungsbedingt aussetzen mussten?
 
Jeder Einzelne ist auf seine Art wichtig für uns. Aber jeder Spieler ist auch ersetzbar. Vorausgesetzt der Rest der Mannschaft gibt noch einmal zehn Prozent mehr. Schaffen wir das, müssen wir uns vor keinem Gegner verstecken.
 
Gibt es Aspekte, die dir aktuell noch Sorgen bereiten?
 
Die gibt es doch immer. Das beginnt bei der Analyse unserer Testspiele. Denn wie gesagt, es braucht Zeit, um neue Sachen einzulernen. Das gilt auch für mich selbst. Ich stehe am Anfang meiner Trainerkarriere und bin jemand, der sich zuallererst an die eigene Nase packt und fragt: Hast du alles richtig gemacht? Ich mache auch Fehler und die analysiere ich ebenso. Die spielerischen Feinheiten werden wir angehen und freuen uns dann auf eine schöne und hoffentlich komplette neue Saison.
 
Spürst du schon das Kribbeln vor dem Oberliga-Auftakt?
 
Ich freue mich ungemein darauf. Für mich persönlich ist es das erste Punktspiel mit dem TSB und überhaupt als Aktiventrainer, noch dazu zuhause.
 
278 Zuschauer werden in der Großen Sporthalle zugelassen sein. Wie glücklich bist du darüber, dass ihr den Saisonstart mit den Fans im Rücken bestreiten dürft?
 
Das ist überhaupt nicht selbstverständlich, deshalb bin ich sehr dankbar dafür. Als vor einigen Wochen von maximal 100 Zuschauern die Rede war, habe ich sofort gesagt: Das ist besser als gar nichts. Wichtig ist jetzt nur, dass wir alle – Spieler, Offizielle und der gesamte Verein – mit unserem Verhalten dazu beitragen, auch weiterhin Spiele mit Zuschauern ausrichten zu dürfen. Jeder steht in der Pflicht, die Hygiene- und Abstandsregeln in der Halle einzuhalten. Nur so werden wir gemeinsam aus dieser heiklen Situation herauskommen.

Was erwartet den TSB im Auftaktmatch gegen den TSV Weinsberg? Hast du dich bereits über den Gegner informiert?
 
Wir werden uns in der kommenden Trainingswoche gezielt auf Weinsberg vorbereiten – mehr möchte ich dazu nicht verraten.
 
In drei der ersten fünf Saisonspiele wisst ihr den Heimvorteil auf eurer Seite. Habt ihr euch ein Etappenziel gesetzt, dass sich nach fünf Spielen eine bestimmte Anzahl von Punkten auf dem Konto befinden sollen?
 
Es gibt ein gemeinsames Mannschaftsziel und das lautet BWOL 2021/22. Wir wollen auch in einem Jahr wieder in der Oberliga antreten. Alles weitere bleibt intern.

Danke für deine Zeit, Dodo!

(Text und Bilder: Nico Schoch)