"Frisches Blut" und verstärkter Konkurrenzkampf: Vier Neue für das Klaus-Team

Ein Torwart, zwei Rückraumspieler und ein weiterer Abwehrspezialist: Die Personalplanungen für die kommende Saison sind bereits weit vorangeschritten und so konnte der TSB Gmünd bei einer Pressekonferenz am Samstagmittag gleich vier Neuzugänge vorstellen. Thomas Grau (RL, TSV Zizishausen), Tim Albrecht (RR, TSV Wolfschlugen) sowie die Zwillingsbrüder Stephan Mühleisen (KR, SG Lauterstein) und Daniel Mühleisen (TW, SV Remshalden) werden die Mannschaft von Trainer Stefan Klaus künftig verstärken – unabhängig von der Ligazugehörigkeit.


Strahlende Gesichter bei der Vorstellung der Neuzugänge - Auf dem Bild von links nach rechts: Trainer Stefan Klaus, Jugendleiter Michael Hieber, Stephan Mühleisen, Daniel Mühleisen, Kai Albrecht, Sportlicher Leiter Jürgen Rilli und Abteilungsleiter Sven Kienhöfer. Thomas Grau musste krankheitsbedingt absagen.
                                                                                                                                                                                        
„Vier externe Neuzugänge, vor allem auch schon gestandene Spieler – das ist wohl einmalig in der Geschichte das TSB“, mit diesen Worten eröffnete Jugendleiter Michael Hieber die eigens einberufene Pressekonferenz am vergangenen Samstag. Dass die Weichen für die Zukunft frühzeitig gestellt sind, ist insbesondere der Verdienst von Jürgen Rilli: Dem Sportlichen Leiter ist es einerseits gelungen, die bestehenden Spieler allesamt zu halten (O-Ton: „Es gibt nur noch ein paar Unklarheiten“). Zugleich hat es Rilli geschafft, vier junge Spieler mit Württembergliga- oder sogar schon Oberliga-Erfahrung für das Gmünder Konzept zu überzeugen. „Wir wollen keine altgedienten Stars, die aus monetären Gründen nach Gmünd kommen“, so Rilli, „das Anforderungsprofil sind junge, entwicklungsfähige Spieler.“ Die intensiven Gespräche haben dem Sportlichen Leiter nach eigener Aussage „spannende Monate“ beschert – und sie tragen jetzt Früchte. „Der erste Schlüssel zum Erfolg war, dass Stefan Klaus mir signalisiert hat, dass er nicht nur ein Jahr bleiben, sondern mittelfristig arbeiten möchte“, berichtet Rilli.
 
„Wir haben perspektivisch gehandelt“, sagt der Trainer, der in Zukunft auf einen weitaus breiteren Kader mit hoher Qualität zurückgreifen wird. „Selbstverständlich ist das nicht, aber frühzeitig planen zu können, macht es auch für mich natürlich einfacher und die Aufgabe interessanter“, meinte Klaus und fügte hinzu: „Wir müssen diese Saison nicht aufsteigen, aber wir wollen. Egal wie es ausgeht, verspüre ich angesichts dieses Kaders keine Bauchschmerzen. Da sind wir sehr vernünftig aufgestellt.“
Vier Neuzugänge von außerhalb – das klingt auf den ersten Blick nach einer enormen Verändeurng für das gestandene TSB-Kollektiv. Aber bekanntlich belebt Konkurrenz das Geschäft und so vertritt auch Spielführer Aaron Fröhlich dazu eine klare Meinung: „Es ist ganz wichtig, dass wir frisches Blut hereinbekommen und das auch in dieser Masse. Wir spielen in der aktuellen Zusammensetzung schon relativ lange zusammen, so dass die Neuzugänge sowohl in der Breite als auch in der Spitze eine Verbesserung für uns darstellen werden. Ein gewisser Konkurrenzkampf ist immer wichtig für den Erfolg.“ Ähnlich äußerte sich Abteilungsleiter Sven Kienhöfer: „Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um mit dem ein oder anderen externen Spieler den nächsten Schritt zu machen. Alle vier Neuzugänge sind gestandene Spieler, die uns schnell weiterhelfen werden.“
 
Festzuhalten bleibt: Der Sportliche Leiter Jürgen Rilli hat die Herausforderung gemeistert, gleich ein ganzes Quartett an Spielern zu verpflichten, die zu hundert Prozent ins Anforderungsprofil des TSB passen: Jung – entwicklungsfähig – selbstbewusst. Vor allem letzteres vermittelten die Neuzugänge mit ihrem Auftreten bei ihrer Vorstellung. Herauszuhören waren der Teamgedanke und der Wille, sich persönlich und mit dem Team weiterzuentwickeln – alles in Verbindung mit den höherklassigen Visionen. Im Folgenden die vier Neuzugänge im Kurzporträt:
Tim Albrecht: Jahrgang 1996 / Rückraum rechts / TSV Wolfschlugen
Hieber spricht von einem „Glücksfall, einen Spieler wie ihn zu bekommen.“ Als talentierter Linkshänder passt Tim Albrecht wunschgemäß ins TSB-Blickfeld, um künftig Sven Petersen auf der rechten Rückraumposition zu entlasten. Erfahrung bringt Albrecht trotz seiner erst 22 Jahre genügend mit: In der vergangenen Saison war er mit 170 Toren maßgeblich am Klassenerhalt seines Heimatvereins SG Herbrechtingen-Bolheim beteiligt. Studienbedingt zog es ihn dann innerhalb der Württembergliga Süd zum Aufstiegsaspiranten TSV Wolfschlugen. Trotz der 23:25-Niederlage sammelte Albrecht bereits beim direkten Duell Anfang Dezember äußerst positive Eindrücke in Gmünd und schwärmt von der „richtig coolen Atmosphäre und guten Stimmung“ in der Großen Sporthalle. Erwartungsfroh blickt der talentierte Linkshänder nun dem Sommer entgegen, wenn er zunächst sein Studium in Tübingen abschließen und anschließend mit seiner Freundin in Gmünd zusammenziehen wird. Zuvor erwartet ihn jedoch ein äußerst brisantes Saisonfinale: Ausgerechnet am letzten Spieltag erwartet Tim Albrecht in Wolfschlugen den TSB Gmünd zu einem möglicherweise alles entscheidenden Match um den Oberliga-Aufstieg.
 
Tim Albrecht zu seinem Wechsel: „Sportlich ist das natürlich eine große Sache, weil Gmünd ein gestandener Verein ist. Wenn ich den Kader betrachte, denke ich schon, dass Gmünd bestimmt eine oder sogar zwei Ligen höher spielen sollte. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen und die Zukunft mitgestalten. Gerne würde ich schon nächstes Jahr in der Oberliga spielen, doch noch will ich mit Wolfschlugen erfolgreich sein und werde bis zu meinem letzten Spiel alles für diesen Verein geben. Selbst bin ich zwar groß und kräftig, als Stärke sehe ich aber vor allem mein gutes Auge, von denen die Kreisläufer profitieren. Ich arbeite noch daran, meine Gefahr aus dem Rückraum zu verstärken.“
 
Daniel Mühleisen: Jahrgang 1997 / Torwart / SV Remshalden
Ein Mann mit zweijähriger Oberligaerfahrung wird das TSB-Torwartteam um Sebastian Fabian und Giovanni Gentile verstärken. Daniel Mühleisen stammt aus Bartenbach, durchlief dort alle Nachwuchsteams und wurde vor sechs Jahren von Weltmeister Christian Schwarzer sogar einmal zum DHB-Lehrgang eingeladen. Seit 2015 steht der 22-Jährige beim SV Remshalden zwischen den Pfosten. Für das derzeitige BWOL-Schlusslicht ist der Klassenerhalt angesichts von 13 Punkten Rückstand ans rettende Ufer zehn Spieltage vor Saisonende allerdings kaum noch erreichbar.
 
Daniel Mühleisen zu seinem Wechsel: „Meine Teamkollegen in Remshalden würden zwar gerne mit mir weiterspielen, doch sie respektieren meine Entscheidung. Ich habe das Gefühl, dass ich mich in Remshalden nicht so weiterentwickeln kann wie erhofft. In Gmünd sehe ich die bessere sportliche Perspektive und die Chance, noch einen Schritt nach vorne zu machen. Das hängt natürlich auch mit Sebastian Fabian zusammen. Ich habe ihn 2007 beim Handballcamp kennengelernt – ich als Teilnehmer, er als Trainer. Er ist beim TSB die Nummer eins und sehr ehrgeizig, weshalb auch er sich auf den größeren Konkurrenzkampf freut. Er kann mir sicher noch viel beibringen, von seiner Erfahrung will ich lernen.“
 
Stephan Mühleisen: Jahrgang 1997 / Kreisläufer und Abwehrblock / SG Lauterstein
Er ist einer, der in der Abwehr „weh tun kann“, wie es Jürgen Rilli formuliert: Stephan Mühleisen, der um eine Minute jüngere Zwillingsbruder, wird vom Lokalrivalen SG Lauterstein nach Gmünd wechseln. „Das bietet sich an, um weite Wege zu vermeiden“, erklärt der 22-Jährige, der in der Stauferstadt berufstätig ist. Groß geworden ist er ebenfalls wie sein Bruder in der Jugend des TSV Bartenbach, ehe 2017 der Schritt nach Lauterstein folgte – mittlerweile drei Derbys gegen den TSB eingeschlossen. Beim neuen Verein möchte der 1,95 Meter-Hüne gemeinsam mit Abwehrchef Christian Waibel ein solides Bollwerk bilden: „Wir haben am Kreis verschiedene Spielertypen, aber ich denke, dass wir uns sehr gut ergänzen werden.“ Die Eindrücke aus dem Probetraining stimmen ihn positiv, dass er auch mit seinen künftigen Nebenmännern gekonnt Verantwortung übernehmen wird.
 
Stephan Mühleisen zu seinem Wechsel: „Natürlich ist mir die Entscheidung nicht leicht gefallen, weil ich in Lauterstein gut aufgenommen wurde. Doch ich will mich in sportlich weiterentwickeln, da sehe ich für mich in Gmünd mit dem Trainer Stefan Klaus die besseren Möglichkeiten. Zumal es bei der SGL noch unklar ist, wer die Trainerposition übernimmt. Dass ich mit dem TSB nächstes Jahr vielleicht in der Oberliga auflaufen kann, ist ein weiterer Pluspunkt. Und wenn sich die Mannschaft weiter positiv entwickelt und jeder alles gibt, dann können wir auch dort oben mitspielen und langfristig sogar den Sprung in die 3.Liga schaffen.“
 
Thomas Grau: Jahrgang 1992 / Rückraumallrounder / TSV Zizishausen
Mit Thomas Grau komplettiert ein äußerst vielseitiger Rückraumspieler das Quartett an Neuzugängen, musste für den Vorstellungstermin allerdings krankheitsbedingt absagen. „Er hat den Weg des TSB in den vergangenen Jahren verfolgt und arbeitet in Gmünd, weshalb wir auch für ihn abseits des Feldes attraktiv sind“, berichtet Jürgen Rilli. Als Grau bis 2016 für den Landesligisten HT Uhingen-Holzhausen aktiv war, hatte Michael Hieber bereits Kontakt aufgenommen, „doch ich kam zu spät“, so der Ex-Coach. Stattdessen zog es Grau zum TSV Zizishausen, mit dem er im vergangenen Sommer den Oberliga-Aufstieg feierte und derzeit mit 33 Toren aus 16 Partien zu den zuverlässigsten Akteuren des Tabellenneunten zählt. Durch seine neun bzw. acht Treffer war der 27-Jährige zuletzt maßgeblich an den TSV-Heimerfolgen gegen Köndringen/Teningen (32:28) und Weinsberg (34:30) beteiligt. Solche Glanzleistungen erhofft sich Rilli auch für Graus künftige Auftritte im blau-gelben Dress: „Er fühlt sich offensiv auf der halblinken Rückraumposition am wohlsten, ist aber vielseitig einsetzbar. Auch körperlich bringt er alle Voraussetzungen mit und passt mit seinem Gardemaß perfekt in unsere Abwehrreihe hinein.“
 
Unabhängig davon, ob der direkte Wiederaufstieg in die Oberliga gelingt, wird der TSB in der Saison 2018/19 einen schlagkräftigen Kader stellen, davon sind alle Beteiligten fest überzeugt. Was aber nicht bedeutet, dass die Personalplanungen endgültig abgeschlossen sind. „Es könnte noch etwas passieren...“, so hält sich Jürgen Rilli noch bedeckt, lässt aber durchblicken, dass es sich um eine „vielversprechende Option“ für die Linksaußenposition handelt.
 
(Text und Bilder: Nico Schoch)