"Der TSB ist wie eine Familie für mich"

 
Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Der 19-Jährige Sven Petersen ist das wohl verheißungsvollste Talent im Oberliga-Kader des TSB Gmünd (Nico Schoch)
 
Seit jeher baut der TSB Gmünd insbesondere auf seine handballerischen Eigengewächse. Die Riege der hoffnungsvollen Youngster im Hieber-Team wird derzeit von Sven Petersen angeführt, welcher mit erst 19 Jahren bereits seine dritte Oberliga-Spielzeit bestreitet. Auch für den talentierten Linkshänder, welcher seit seinem fünften Lebensjahr für den TSB aktiv ist, stellt der Abstiegskampf die bislang kniffligste Situation in seiner noch jungen Laufbahn dar. 
 
Diese Geschichte hat im Sport nahezu klassischen Charakter: Junger Mann sieht seinen Idolen zu und träumt davon, einmal zu sein wie sie. Nächste Szene: Der junge Mann steht gemeinsam mit seinen Idolen auf dem Feld. Eine Variante dieser Geschichte kann Sven Petersen erzählen. Im Jahr 2004, damals zarte fünf Jahre alt, fand er den Weg zu den TSB-Handballern. In den folgenden Jahren durchlief Petersen sämtliche Nachwuchsteams und jubelte zugleich seinem Jugendtrainer Sebastian Fabian zu, wenn die erste Mannschaft spielte. "Er hat eine sehr starke Entwicklung genommen und ist ein sehr ehrgeiziger Typ. Wenn er sich etwas vornimmt, dann schafft er es auch", beschreibt Tormann Giovanni Gentile (18) den Werdegang seines Jugendfreundes. Für beide ist ein Traum in Erfüllung gegangen: Bei den "Minis" des TSB lernten sie sich kennen, nun gehören beide fest zum Oberliga-Kader. "Das ist das, was wir beide uns von klein auf immer erträumt haben", erklärt Gentile und fügt hinzu: "Ich gönne es Sven von ganzem Herzen, dass er den Durchbruch schafft und nun jedem zeigen kann, was er drauf hat."
 
Auch Sebastian Fabian schwärmt in höchsten Tönen von seinem langjährigen Schüler: "Es ist eine geile Sache jetzt mit denen Jungs zusammenzuspielen, die ich einst in der Jugend trainieren und mit denen ich viele coole Momente erleben durfte", so der Gmünder Rückhalt. "Ich traue ihm eine sehr gute Rolle bei uns zu, auch wenn es für einen solch jungen Spieler natürlich sehr schwierig ist, auf einer Rückraumposition direkt Verantwortung zu übernehmen", so Fabian weiter. "Das ist einfach krass", meint Petersen, "als kleiner Knirps hat "Sebi" mich aufgenommen und mir von klein auf alles beigebracht. Er war und ist ein absolutes Vorbild und es ist für mich deshalb ein persönliches Highlight, mit ihm auf dem Platz zu stehen."
 
Petersen, geboren am 29.Oktober 1998 in Schwäbisch Gmünd, ist ein TSBler durch und durch. Doch da er selbst immer stärker wurde, mit den Gmünder Jugendteams jedoch die C-Junioren Bezirksliga-Meisterschaft sowie die Württembergliga-Qualifikation in der B-Jugend das höchste der Gefühle darstellten, war ein Wechsel in die A-Jugend-Bundesliga 2015 der logische Schritt. "Er war jedoch nie wirklich weg, die Kontakte waren immer da", sagt Gentile rückblickend. Beim TV Bittenfeld gehörte Petersen stets zu den Leistungsträgern, weshalb der Erstligist ihn nur zu gerne gehalten hätte – wenn auch in erster Linie nur für die zweite Mannschaft in der Württembergliga. Das war für Petersen jedoch kein Thema: "Es gab Gespräche und die Tür steht weiterhin jederzeit offen. Doch die Bittenfelder wussten von Anfang an, dass der TSB mein Heimatverein ist und ich hier meine Chance in der vierten Liga nutzen wollte."
 
Diese Chance scheint der 1,89 Meter große Linkshänder, welcher auf Rechtsaußen sowie im rechten Rückraum zum Einsatz kommt, bravourös zu nutzen. Denn der 19-Jährige geht bereits in seine dritte Oberliga-Saison, da er in den Vorjahren bereits mit einem Zweitspielrecht ausgestattet war. Seine Premiere bei den Aktiven gab er im November 2015 bei der 29:35-Niederlage des TSB in Pforzheim, in den folgenden Monaten konnte der Youngster dann immer höhere Spielanteile verzeichnen. Trainer Michael Hieber hat es geschafft, Petersen trotz seines jungen Alters passgenau in den Gmünder Rückraum einzubauen und lobt dessen "unglaubliche Stärken im Torwurf" sowie die Fortschritte im Abwehrverhalten. So ist er zur festen Kraft im Hieber-Team aufgestiegen, 70 Tore in 33 Einsätzen stehen mittlerweile zu Buche. Von der Gmünder Presse wurde Petersen bereits in der vergangenen Spielzeit als "Supertalent" geadelt, er selbst bleibt bewusst bodenständig: "In jedem Spiel kommt eine neue Erfahrung für mich und etwas mehr Selbstvertrauen hinzu. Ich spüre die Entwicklung, aber es braucht alles noch seine Zeit."
 
Nun erlebt Petersen im Oberliga-Abstiegskampf die erste richtig schwierige Phase seiner handballerischen Laufbahn, welche bislang stets vom Aufwind geprägt war. Trotz des anhaltenden Negativtrends ist er weiterhin "hundertprozentig" vom Klassenerhalt des TSB überzeugt. "Wir dürfen uns nicht rausbringen lassen, auch nicht dadurch, was die Presse schreibt. Wir müssen auf uns schauen, auf die Mannschaft und uns jetzt von Spiel zu Spiel voll reinhängen", gibt sich der Linkshänder kämpferisch. Aus der jüngsten 24:32-Heimniederlage gegen Pforzheim gelte es, die positiven Aspekte herauszuziehen und am kommenden Sonntag mit breiter Brust zum Kellerduell nach Söflingen zu fahren. "Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, denn die Mannschaft ist heiß und hat wieder die richtige kämpferische Einstellung gefunden", blickt Petersen optimistisch nach vorne. 
 
Angesichts der starken Entwicklung von Petersen stellt sich zwangsläufig die Frage, wohin sein persönlicher Weg ihn in naher Zukunft hinführen wird. Trainer Hieber attestiert dem TSB-Eigengewächs jedenfalls einen "wahnsinnig guten Charakter" und prophezeit ihm eine "sehr gute Karriere". "Wenn er seine Entwicklung weiter fortsetzt, wird er in den kommenden Jahren einer der besten Halbrechten in der Oberliga und auf diesem hohen Niveau ein wichtiger Führungsspieler sein", betont wiederum Giovanni Gentile. Auch Sebastian Fabian ist sich vollkommen sicher, dass Petersen "seinen Weg gehen wird. Er ist ein Riesentalent, muss weiter an sich arbeiten und uns dann mit seiner Qualität weiterhelfen. Alles was darüber hinaus geht, wird die Zeit zeigen." Sven Petersen selbst bleibt in dieser Hinsicht gelasssen: "Ich fühle mich pudelwohl, denn der TSB war schon immer wie eine Familie für mich. Ich wollte nie weg und war auch während meiner Bittenfelder Zeit nie wirklich weg." Zunächst steht für ihn die Mission Klassenerhalt mit seinem Heimatverein im Vordergrund – und wenn er seinen Weg weiterhin dermaßen zielstrebig fortsetzt wie es ihm bislang gelang, so werden garantiert noch viele erfolgreiche Momente auf ihn warten.