(K)eine Frage der Alternativen: TSB peilt den dritten Sieg in Serie an

Der TSB Gmünd empfängt am Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) den TuS Steißlingen und will seinen Erfolgslauf weiter ausbauen. Die weiterhin angespannte Personalsituation ist für Trainer Dragoș Oprea kein Grund zum Jammern.
 
Es waren emotionale Szenen am vergangenen Samstagabend in Baden-Baden. Während die jubelnde Mannschaft den Siegtorschützen Nicola Rascher über das gesamte Spielfeld verfolgte, sprang der Sportliche Leiter Jürgen Rilli wie entfesselt von der Tribüne, herzte zunächst Physiotherapeutin Nina Sos und anschließend Trainer Dragoș Oprea. Beim TVS 1907 Baden-Baden (26:25) ist dem TSB Gmünd der zweite Sieg in Folge und damit die Wende nach den beiden Auftaktniederlagen geglückt. Mit 4:4 Punkten liegen die „Jets“ als Achter genau im Mittelfeld der Oberliga, auch wenn die Tabelle noch nicht sonderlich aussagekräftig ist.
Vor allem aber hat sich gezeigt, dass eine dünne Personaldecke nicht zwingend ein Nachteil sein muss. „Jeder Spieler in unserem Kader, auch die jungen Perspektivspieler, sind extrem wertvoll für uns“, erklärt Oprea: „In Sandweier haben wir uns zusammengerauft und von der ersten Sekunde an eine hervorragende Aggressivität in der Abwehr gezeigt. Das spricht für den Charakter, den meine Mannschaft besitzt.“ Während Kapitän Aaron Fröhlich aufgrund seiner Wadenprobleme ebenso wie weitere Leistungsträger aussetzen musste und auch für die kommenden Aufgaben fraglich ist, haben sich andere Akteure in den Vordergrund gespielt. Dazu zählt nicht allein Nicola Rascher, der mit 21 Toren in den vergangenen beiden Partien der Sieggarant war. Sondern auch Rückkehrer Philipp Schwenk, der eigentlich für das Perspektivteam vorgesehen war, nun aber im Abwehrzentrum für Ordnung sorgt. Mit Valentin Pick (19) und Arian Pleißner (18) haben sich außerdem zwei Eigengewächse in den Fokus gespielt. Ganz besonders Pleißner, der seine Oberliga-Premiere in Baden-Baden mit einem Treffer krönte und tags darauf beim Bezirksklassen-Auswärtsspiel des TSB 2 in Aalen (35:30) gleich 15-mal einnetzte.
Der A-Jugendliche hat „gezündet“, wie es Oprea formuliert: „Arian ist ein Spieler mit Zukunft, der aber mental noch stärker werden muss. Für mich als Trainer ist es eine reizvolle Aufgabe, ihn an die Hand zu nehmen. Wir haben seine Fehler im Video analysiert und offen darüber gesprochen.“ Obwohl es illusorisch erscheint, vom Youngster nun jede Woche 15 Tore zu erwarten, sagt Oprea: „Genau das ist sein Niveau. Er muss immer wissen, worin seine Stärken liegen.“ Mit seiner Dynamik, Explosivität und Wurfgewalt wäre Pleißner genau eine solche Alternative, die derzeit dringend benötigt wird beim TSB. Wenn am Sonntag der TuS Steißlingen um 17 Uhr in Gmünd gastiert, steht für die A-Jugend von Trainer Philipp Schwenk allerdings fast zeitgleich (18 Uhr) das brisante Verbandsliga-Derby beim TV Altenstadt auf dem Programm. Ob Pleißner und Schwenk die Erste Mannschaft verstärken, ist deshalb noch unklar. „Wenn ich alleine entscheiden würde, wäre es ganz einfach“, lacht Oprea und stellt klar: „Wir werden zusammen eine vernünftige Entscheidung im Sinne des Vereins treffen.“
Fakt ist: Der Trainer braucht jeden Mann. Zwar wird Kreisläufer Stephan Mühleisen in den Kader zurückkehren. Hinter der Rückkehr von Fröhlich steht allerdings ebenso ein Fragezeichen wie hinter dem Einsatz von Christian Waibel, Tom Abt wird nach seiner Nasenverletzung sicher fehlen. Mit einer Erkältung plagten sich die beiden Torhüter Sebastian Fabian und Daniel Mühleisen herum. Erschwerend kommt hinzu, dass Spielmacher Marian Rascher mit einer Fingerverletzung auszufallen droht. „Er hat ab der 40.Minute wie ein Löwe gekämpft, konnte zu Wochenbeginn allerdings nicht trainieren“, klagt Oprea über den „teuren Sieg“ in Baden-Baden. Verbunden allerdings mit der Hoffnung, dass dieser zusätzliche Kräfte freigesetzt hat. „Wir wissen, was wir bislang geleistet haben“, spielt Oprea auf die hervorragende Stimmung im Team an und betont im gleichen Atemzug: „Wir wissen aber auch, was wir leisten müssen. Mit nur 70 Prozent Einsatz wird es nicht funktionieren.“
Zumal die „Jets“ an ihren kommenden Gegner keinerlei gute Erinnerungen haben. Die bislang einzigen Duelle mit dem TuS Steißlingen datieren aus der Abstiegssaison 2017/18 und gingen deutlich mit 24:33 und 27:32 verloren. Ohne eine einzige Niederlage kehrten die Hegauer 2020 als südbadischer Meister in die Oberliga zurück und sind in der Vorwoche so richtig in der neuen Runde angekommen. Gegen den bis dahin ungeschlagenen TSV Birkenau verdiente sich der TuS einen 32:26 (17:17) – Heimerfolg die ersten beiden Punkte. „Wir haben heute in der zweiten Halbzeit super verteidigt und konnten dadurch einfache Tempogegenstöße laufen“, resümierte Trainer Dominik Garcia. Davon profitierte insbesondere Linksaußen Florian Wangler, der zwölf Treffer beisteuerte. Allerdings fehlten auch den Steißlingern mit Rückraumspieler Patrick Euchner und Top-Torjäger Maurice Wildöer zuletzt wichtige Akteure.
„Wir haben natürlich darauf geschaut und uns etwas ausgedacht, wie wir die Abwehr von Steißlingen knacken können“, erklärt Oprea, der sich aber trotz der ausführlichen Analyse nicht zu sehr nach dem Gegner richten will: „Wir wollen die Richtung des Spiels vorgeben und unsere Leistung aus Baden-Baden bestätigen.“ Für den Gmünder Chefcoach steht fest: Die Auswärtspunkte aus Baden-Baden werden erst richtig wertvoll, wenn gegen Steißlingen der dritte Sieg in Serie nachgelegt wird. Vollkommen unabhängig davon, welche Spieler fehlen. „Spielerisch gibt es immer Höhen und Tiefen“, erklärt Oprea: „Doch um in so einer schwierigen Phase gut dazu stehen, braucht man Charakterspieler – und die haben wir.“
 
TSB: Fabian, D.Mühleisen, Immer – Petersen, Watzl, Schwenk, Pleißner, Fröhlich (?), M.Rascher (?), N.Rascher, Pick, Bächle, Zimmermann, S.Mühleisen, Waldenmaier, Kiesel, Waibel (?)
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 2 Niederlagen
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer (6), TuS Steißlingen)