Glanztag von Sebastian Fabian: Drittligist Günzburg zerschellt am neuen TSB-Bollwerk

Es war das dritte Testspiel gegen einen Drittligisten, nun haben sich die Oberliga-Handballer des TSB Gmünd für ihre couragierte Trainingsarbeit erstmals mit einem Sieg belohnt: Durch eine ausgezeichnete Abwehrarbeit bezwang das Team von Trainer Dragoș Oprea am Freitagabend in heimischer Halle den amtierenden Bayernliga-Meister VfL Günzburg völlig verdient mit 24:21 (12:11).

Sebastian Fabian bot eine wahre Gala-Vorstellung: Insgesamt 21 Paraden standen am Ende zu Buche. Somit hatte der TSB-Rückhalt exakt die Hälfte der Bälle pariert, die auf sein Tor gekommen waren – ein extrem seltener und außergewöhnlicher Wert. „Es wäre ja vermessen, wenn ich heute nicht sagen würde, dass ich zufrieden mit mir bin“, erklärte der 32-Jährige nach Spielende schmunzelnd, um direkt anzufügen: „Wir haben jetzt drei gute Trainingsspiele gemacht und uns mit einem Sieg belohnt, den man aber auch nicht überbewerten darf. In der Abwehr haben wir erneut mit hoher Aggressivität gespielt, darauf können wir aufbauen. Doch bis zum Ligastart sind noch viele Schritte zu gehen für uns.“
Zumindest aber einen Abend lang durften sich die Oprea-Jungs freuen über den kleinen Coup gegen den Drittliga-Neuling, dessen Coach Gábor Czakó konsterniert feststellen musste: „Die Gmünder haben völlig verdient gewonnen, sie sind einfach in allen Belangen besser gewesen.“ Das betraf vor allem eine derart starke Leistung im Verbund von Abwehr und Torwart, wie sie die „Jets“ schon lange Zeit nicht mehr gezeigt haben. Mit diesem Gesamtpaket war auch der Sportliche Leiter Jürgen Rilli vollkommen zufrieden: „Unser offensives Abwehrsystem funktioniert nur, wenn sich jeder Einzelne an die Regeln und Vorgaben des Trainers hält. Über die gesamten 60 Minuten hinweg ist uns das exzellent gelungen. Die Mannschaft gewinnt immer mehr an Sicherheit.“ Vier Tage zuvor im Test gegen Kornwestheim (28:33) hatte Daniel Mühleisen zwischen den Pfosten geglänzt, gegen Günzburg überragte Routinier Fabian. Diese Tatsache wertet Rilli als Indiz dafür, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen Torwarttrainer Primoz Prost bereits Früchte trägt.
Knapp drei Wochen verbleiben noch bis zum Oberliga-Auftakt – zuvor wird der TSB noch drei weitere Testspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprechen – doch das Kräftemessen mit dem VfL Günzburg war von der Intensität her nicht weit von einem Pflichtspiel entfernt. Beide Mannschaften schenkten sich nichts und lieferten sich vor allem im ersten Durchgang einen heißen Fight. Dabei gerieten die Gmünder, bei denen Youngster Tom Abt anstelle der angeschlagenen Marian Rascher und Aaron Fröhlich im Rückraum Regie führte, zunächst ins Hintertreffen. Die Gäste hatten bis zum 6:8 (18.) zwar stets den Vorteil auf ihrer Seite, taten sich aber extrem schwer, den Gmünder Abwehrriegel zu durchbrechen. Als sich Neuzugang Nicola Rascher entschlossen durchtankte und den 8:8-Ausgleich (21.) besorgte, wendete sich das Blatt. Einmal geriet der TSB zwar noch in Rückstand, antwortete aber mit drei Toren in Folge. Jonas Waldenmaier vom Kreis, A-Junior Valentin Pick aus dem Rückraum und schließlich der reaktionsschnelle Fabian mit einem Wurf über das gesamte Spielfeld hinweg sorgten für die 11:9-Führung. Wolfgang Bächle hatte beim zweiten Versuch aus sieben Metern dann aber kein Glück und so verhinderte der Torpfosten, dass die „Jets“ den Zwei Tore-Abstand mit in die Pause nahmen. 12:11 lautete der Zwischenstand.
Nach dem Seitenwechsel präsentierte sich der TSB dann weitaus gedankenschneller als der Drittligist, der sich zahlreiche Unkonzentriertheiten leistete. Die Gmünder nahmen die Einladung zum Kontern dankend an. Pick sorgte mit dem 16:12 (37.) für das erste Vier Tore-Polster, welches die Hausherren anschließend konsequent behaupteten. Waldenmaier und Abt harmonierten im defensiven Mittelblock bestens. Hinter ihnen stand der bärenstarke Fabian, der die Günzburger Schützen reihenweise zur Verzweiflung brachte. Zwischenzeitlich blieb der TSB-Tormann acht Minuten am Stück ohne Gegentreffer, seine Vorderleuten zogen in dieser Phase bis auf 22:16 (52.) davon.

Als Gästeakteur Yannick Meye aufgrund seiner dritten Zeitstrafe vorzeitig disqualifiziert wurde, lag bereits die Vorentscheidung in der Luft. Doch in der Schlussphase wurde es nochmals hektisch. Im mit zehn Feldspielern doch sehr dünnen TSB-Aufgebot schwanden die Kräfte und so ließ man einige Wurfchancen ungenutzt liegen. Der VfL nutzte die kurze Gmünder Schwächephase, um sich bis auf 23:21 (58.) heranzutasten. 110 Sekunden vor dem Ende nahm Oprea die Auszeit, um den finalen Spielzug anzusagen – mit Erfolg: Mit seinem sechsten Treffer zum 24:21 durch einen feinen Einläufer machte Bächle alles klar, auf der Gegenseite hielt Fabian noch den zweiten gegnerischen Strafwurf.
„Wir wollen in jeder Trainingseinheit und jedem Testspiel einen weiteren Schritt nach vorne gehen. Dass dabei ein Sieg herausspringt, ist umso besser für das Selbstvertrauen“, freute sich Oprea anschließend besonders darüber, dass seine Mannschaft trotz dem Fehlen dreier Stammkräfte (Fröhlich, M.Rascher, Waibel) funktioniert. „Wir haben sicher nicht alles falsch gemacht, aber mit der kämpferisch richtig starken Abwehrleistung des Gegners hatten wir Schwierigkeiten“, erklärte sein Gegenüber Gábor Czakó, der sich darüber ärgerte, „dass wir unsere wenigen gut erarbeiteten Torchancen nur teils genutzt haben.“ Gegen Sebastian Fabian war an diesem Abend eben kein Kraut gewachsen.
TSB: Sebastian Fabian (1.-60.Minute, 1 Tor), Daniel Mühleisen (n.e.), Giovanni Gentile (n.e.) - Wolfgang Bächle (6/1), Tom Abt (4), Nicola Rascher (3), Valentin Pick (3), Sven Petersen (3), Jonas Waldenmaier (2), Aleksa Djokic (1), Moritz Knück (1), Aleksa Djokic (1), Patrick Watzl, Stephan Mühleisen
VfL: Patrick Bieber, Patrick Rösch – Pascal Buck (5), Matevz Kunst (4), Daniel Jäger (4), Stephan Jahn (2), Oliver Köppel (2), Balász Tóth (2), Luca Kaulitz (1), Nicolai Jensen (1), David Pfetsch, Sebastian Grabher, Julian Ruckdäschel, Yannick Meye
Rote Karte: Yannick Meye (VfL/54./Dritte Zeitstrafe)
Spielfilm: 2:2 (4.), 4:5 (9.), 6:8 (18.), 8:8 (21.), 8:9 (23.), 10:9 (26.), 12:10 (29.), 12:11 (30.), 14:11 (33.), 16:13 (38.), 18:14 (40.), 19:16 (46.), 22:16 (52.), 23:20 (57.), 24:21 (60.)
 
(Text und Bilder: Nico Schoch)