Leistungssteigerung nach der Pause reicht nicht aus

Der TSB Gmünd hat den Start ins Handballjahr 2019 verpatzt. Stark ersatzgeschwächt angetreten, enttäuschte das Team von Trainer Stefan Klaus beim VfL Waiblingen über weite Strecken und verlor die Viertelfinalpartie im HVW-Pokal zurecht 26:28 (12:16). Der Fokus richtet sich nun einzig und allein auf den Ligastart am kommenden Freitagabend.


Auf dem Papier war es ein Spitzenspiel zwischen dem Vierten der Württembergliga Nord und dem Spitzenreiter der Südstaffel. Auf dem Parkett der frisch renovierten Waiblinger Rundsporthalle allerdings sahen die lediglich 100 Zuschauer ein wenig hochklassiges Spiel, geführt mit meist nur geringer Intensität. Die beiden Unparteiischen aus Tübingen und Reutlingen hatten dabei mehr Mühe mit der Hallenuhr, die oftmals nicht stoppte und einige Diskussionen über die Spielzeit auslöste, als mit der weitestgehend fairen Partie. Obwohl mit den angeschlagenen Sebastian Fabian, Christian Waibel sowie Lukas Waldenmaier drei arrivierte Kräfte fehlten, startete der TSB zunächst gut. Jeweils nach schönen Anspielen von Dominik Sos und Aaron Fröhlich bescherte Kreisläufer Jonas Waldenmaier seinen Mannen einen 3:1-Vorsprung nach vier Minuten. Die anfängliche Spielkontrolle ging allerdings schnell verloren: In der Defensive agierten die Gmünder nicht so zuverlässig wie gewohnt und kamen meist einen Schritt zu spät, auf der Gegenseite führten viele Unkonzentriertheiten wie auch überhastete Abschlüsse zur Torflaute. Die Hausherren stellten nach einer Viertelstunde auf 9:7, zusätzlich geschwächt wurde der TSB durch eine Zeitstrafe gegen Sos. Coach Stefan Klaus brachte daraufhin im Angriff einen zusätzlichen Feldspieler anstelle von Tormann Giovanni Gentile, doch diese taktische Maßnahme sollte nicht fruchten – ganz im Gegenteil. Die Gmünder Angreifer vertändelten den Ball und zunächst war es der schnell von der Ersatzbank zurückgeeilte Gentile, der einen Distanzwurf mit einer beherzten Flugparade abwehrte. Nur 30 Sekunden darauf war aber auch der 19-Jährige geschlagen, als sein Gegenüber Ruben Keller ins verwaiste Gehäuse der Gäste traf. Ihr spielerisches Potenzial ließen die Gmünder nur phasenweise aufblitzen. Beim 10:10 und 12:12 konnte die Klaus-Sieben noch gleichziehen, geriet in den verbleibenden drei Minuten vor der Pause dann aber deutlich uins Hintertreffen. Zu einem schwachen spielerischen Auftritt kam auch noch Pech hinzu, als ein Wurf von Sos am Pfosten abprallte und auf der Torlinie liegenblieb, während im direkten Gegenzug Leonard Gühne das Spielgerät aus zwölf Metern Entfernung zum 16:12 zugunsten der Hausherren in die Maschen wuchtete.

War es im ersten Durchgang noch ein zerfahrenes Spiel mit leichten Vorteilen für den VfL, so entwickelte sich nach dem Seitenwechsel wiederum ein zähes Ringen. Das Waiblinger Vier Tore-Polster war schnell verbraucht, da sich der TSB nun steigerte. Nur fünf Zeigerumdrehungen nach Wiederanpfiff glich Fröhlich zum 17:17 aus, vergab dann aber einen ersten Siebenmeter, als sein Lupfer lediglich auf dem Querbalken landete. Das Spielglück wogte nun hin und her: Waiblingen erhöhte wieder auf 20:17, doch erneut hatten die Gmünder die passende Antwort parat. Sos und Petersen jeweils mit einem Doppelpack drehten das Resultat auf 20:21. Fröhlich und Hendrik Prahst hielten die Führung bis zum 23:24 zehn Minuten vor dem Ende aufrecht, doch in einer hektischen Schlussphase bewies der VfL die besseren Nerven. Dominik Sos vergab binnen 180 Sekunden gleich zwei Strafwürfe, auf der Gegenseite überwand Edgar Gneiding aus sieben Metern Gentile zum 25:24. Jonas Waldenmaier sorgte noch einmal für den Gleichstand, doch umgehend holte sich der VfL die Führung zurück. Nachdem TSB-Spielmacher Fröhlich einmal mehr an der Torlatte verzweifelte, machten die Waiblinger in der Schlussminute den Deckel drauf. Linksaußen Joakim Schwarz markierte zwei schnelle Tore, so dass Waldenmaiers Treffer zum 28:26-Endstand nur noch Makulatur bedeutete.

"Wir haben gesehen, dass es mit nur 50 Prozent Einsatz eben nicht reicht", resümierte Jürgen Rilli, Sportlicher Leiter des TSB. Dass mit dem "Final Four" im HVW-Pokal ein attraktiver Zusatzerfolg verpasst wurde, war aus Sicht der Verantwortlichen eher zweitrangig. "Unterm Strich war es eben doch "nur" ein Pokal- und kein Ligaspiel", fasste Stefan Klaus seine kurzzeitige Enttäuschung in Worte: "Natürlich tut das jetzt erstmal weh. Aber es war einfach zu wenig von uns und so haben wir den Sieg nicht verdient, auch wenn dieser sicherlich im Bereich des Möglichen gewesen wäre. In der ungewohnten Zusammensetzung ohne drei Stammspieler haben wir uns schwer getan." Das Pokalaus wusste der Trainer durchaus zu verschmerzen und legte den Fokus umgehend auf die bevorstehende Auswärtsaufgabe in der Liga am kommenden Freitag (20:30 Uhr) bei der SG Hegensberg-Liebersbronn: "Das Pokalaus ist vielleicht der Warnschuss zum richtigen Zeitpunkt und zeigt uns, dass es in der Rückrunde nicht von alleine gehen wird. Wir werden in dieser Woche hart an uns arbeiten und dreimal trainieren, um gut vorbereitet nach Hegensberg zu fahren." Im Gastspiel beim Tabellenviertletzten wollen die Gmünder ihre Hausaufgaben in der Liga erledigen und sich nicht zuletzt auch für das unglückliche 35:35-Hinspielremis, den bislang einzigen Punktverlust in heimischer Halle, revanchieren.

VfL: Yannick Seeger, Ruben Keller (1) – Hannes Luckert (4), Mark Leinhos (4/2), Edgar Gneiding (4/3), Robin Brugger (3), Leonard Gühne (2), Joakim Schwarz (2), Lukas Baumgarten (2), Jan Hellmann (2), Luis Westner (1), Julian Linsenmaier (1), Lukas Ader (1), Robin Stöhr (1)
TSB: Giovanni Gentile, Markus Beirle – Sven Petersen (7), Aaron Fröhlich (6), Dominik Sos (6/2), Jonas Waldenmaier (5), Hendrik Prahst (2), Wolfgang Bächle, Jan Häfner, Lukas Kauderer, Felix Häfner
Siebenmeter: VfL 7/5 – TSB 5/2
Zeitstrafen: VfL 6 Minuten – TSB 4 Minuten
Schiedsrichter: Benedikt Sautter (TSG Reutlingen), Michael Unterrainer (SG Tübingen)
Zuschauer: 100

(Text und Bilder: Nico Schoch)