Nach dem Traumstart im Derby tritt der TSB Gmünd am Samstag (20 Uhr / Schafhausäckerhalle) zum ersten Auswärtsspiel bei der „jungen Rasselbande“ des TV Plochingen an. Für Rückraumspieler Yannik Leichs ist es ein frühes Wiedersehen mit den alten Bekannten im Neckartal.

Wie sieht die Belohnung für einen klaren 37:24-Auftaktsieg aus? Eine halbe Stunde intensives Zirkeltraining. So startete der TSB Gmünd getreu dem Motto seines Trainers Aaron Fröhlich in die neue Trainingswoche: „Am Besten trainiert man immer so, als ob man verloren hätte, hat aber das Mindset von einem gewonnenen Spiel.“ Vom deutlichen Ausgang des Derbys gegen den TSV Heiningen lässt sich bei den Jets niemand blenden, erst recht nicht Fröhlich selbst. „Es war nur ein Start – nicht mehr. Jetzt gilt es, daran anzuknüpfen und keinen Schritt weniger zu machen.“
Segen und Fluch zugleich
Zwei Monate lang hat der TSB auf die Pflichtspiele hin trainiert, präsentierte sich dann gleich in der altbekannten Topform aus der vergangenen Runde. Was natürlich hohe Erwartungen weckt – sowohl im eigenen Umfeld als auch bei der Konkurrenz, die den Vorjahresdritten ohnehin schon ganz oben auf dem Zettel stehen hat. Von der „Esslinger Zeitung“ bekam der TSB bereits das Llabel als „Topfavorit“ verliehen. Doch die Gefahr, dass sich in die Euphorie auch Nachlässigkeit einschleichen könnte, dämmt der Trainer von vornherein ein: „Wir werden es wieder schaffen, mit der passenden Einstellung ins nächste Spiel zu gehen.“

Gegner mit völlig neuem Gesicht
Die Favoritenrolle lässt sich nicht von der Hand weisen, wenn die eingespielten Gmünder am Samstagabend einem komplett neuformierten TV Plochingen gegenüber stehen. Zehn Spieler und auch das Trainerduo Michael Stettner und Volker Haiser, zuvor beim TSB Gmünd am Ruder, haben den Verein verlassen. Der frühere Drittligist hat aus der Not eine Tugend gemacht und fünf Talente aus seiner A-Jugend hochgezogen, die Regionalliga-Meister geworden war. Dass Plochingens Zweite Mannschaft zudem in die Landesliga aufgestiegen ist, zeugt zusätzlich vom vorhandenen Potenzial.

TV Plochingen: Jung, mutig, unberechenbar
„Sie sind sicher noch nicht eingespielt und haben keine gestandenen Dinge, auf die sie zurückgreifen können“, warnt Fröhlich vor einem unberechenbaren Gegner, der in seinem ersten Heimspiel sicherlich besonders motiviert sein wird. Im Auftaktspiel bekam die Plochinger Rasselbande zwar ihre Grenzen aufgezeigt, lag im Derby bei der HSG Ostfildern schon zur Halbzeit mit 8:15 zurück und unterlag mit klar 27:34. Dem Gmünder Chefanweiser hat aber durchaus imponiert, wie kraftvoll sich der TVP um seinen 35 Jahre alten Anführer Axel Steffens (8 Tore) zur Wehr gesetzt hat. „Sie waren total mutig und haben sich nie ergeben“, hat Fröhlich beobachtet: „Besonders in der Abwehr haben sie ihrem Gegner verschiedene Aufgaben gestellt, die auch wir erst einmal lösen müssen.“

Yannik Leichs an alter Wirkungsstätte
Einer, der dem TSB in diesem Spiel die Richtung weisen kann, ist Yannik Leichs. Die vergangenen fünf Jahre war der Rückraumspieler für den TV Plochingen am Ball, bevor er zu seinem Heimatverein zurückkehrte. Dass es gleich im zweiten Saisonspiel zu den Ex-Kollegen ins Neckartal geht, ist eine besondere Pointe des Spielplans. Eine, über die sich Leichs aber sichtlich freut: „Besser geht es für mich eigentlich nicht. Ich hatte immer einen guten Draht zu den vielen jungen Spielern in Plochinge und freue mich schon sehr, sie wieder zu sehen – wenn auch als Gegenspieler.“ Mit gespanntem Blick verfolgt der 25-Jährige deshalb auch das neue Projekt bei seinem früheren Verein, der einen kompletten Neuaufbau wagt und sich so in der vierten Liga halten möchte. Wie weit der TVP dabei schon ist, kann Leichs aus der Ferne allerdings nur ganz schwer einschätzen: „Die Testspiele und auch das erste Ligaspiel hatten wenig Aussagekraft. Ich bin einfach gespannt und hoffe, dass wir unsere Leistung abrufen werden.“

„Wir fühlen uns davon geehrt“
Schon in der vergangenen Runde hatte sich der TSB zweimal souverän mit 35:28 und 37:29 gegen Plochingen durchgesetzt. Der Erfolg im Neckartal Anfang Februar war zugleich der Startschuss zu sieben Auswärtssiegen in Folge – eine Serie, die in dieser Saison fortgesetzt werden soll. „Wir nehmen die Favoritenrolle gerne an“, meint Leichs lächelnd: „Das gibt uns Selbstvertrauen, doch wir schauen sowieso nur auf uns.“ Die Wahrnehmung von außen sorgt beim TSB für Stolz, aber nicht für Zufriedenheit. „Wir fühlen uns davon geehrt“, sagt Fröhlich zum medialen Echo nach dem starken Auftaktspiel: „Doch keiner bildet sich darauf etwas ein, wie wir von außen gesehen werden. Wir müssen uns Woche für Woche neu beweisen, denn wir wollen unsere Serie natürlich maximal ausbauen.“

TSB reist in Bestbesetzung an
Personell kann der TSB erneut aus den Vollen schöpfen. Auch Heimkehrer Leichs hat seinen Platz wieder gefunden, überzeugte zum Auftakt sowohl mit starker Abwehrarbeit als auch mit zwei eigenen Treffern. Und Fröhlich vertraut seiner eingespielten Formation: „Wir müssen niemanden schonen, aber wir werden im Laufe der Runde jeden einzelnen Spieler brauchen. Jeder hat die Chance, sich seine Spielzeit zu verdienen.“ Neues Spiel, gleiches Ziel – so lautet die Marschroute auch für die erste Auswärtsfahrt. Mit derselben Entschlossenheit will der TSB seinen starken Einstand bestätigen und sich gleich wieder in der Spitzengruppe der Liga festsetzen.
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, Y. Leichs, Maier, Neumaier, Schäffner, Scholz, Watzl, Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg)