Volle Halle, volle Leidenschaft: TSB Gmünd startet mit einem Derbykracher in die neue Saison

Kein Spiel elektrisiert die Fans mehr. Mit dem TSB Gmünd und dem TSV Heiningen stehen sich im Auftaktspiel am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) zwei potenzielle Regionalliga-Spitzenteams gegenüber. Die Jets wollen wie schon im Vorjahr ein erstes Ausrufezeichen setzen.
 
Vier Monate Handballpause sind vorüber – und es wird sofort emotional. Denn die Spielplaner haben es gut gemeint mit den Fans, gleich drei heiße Derby warten am ersten Spieltag. In der Ortenau duellieren sich Drittliga-Absteiger Baden-Baden und Ex-Bundesligist Willstätt, auf den Fildern kämpfen Ostfildern und Plochingen um die Vorherrschaft und mit dem TSB Gmünd und dem TSV Heiningen treffen die stärksten Teams des bisherigen Bezirks Stauferland aufeinander. Ein absoluter Klassiker, ein echtes Spitzenspiel noch dazu. Die Gmünder haben eine Rekordsaison mit nur vier Niederlagen hinter sich, Heiningen hatte ein Jahr zuvor ebenfalls bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg in die 3. Liga gekämpft. Beide Teams sind erneut heiße Kandidaten für eine Top Fünf-Platzierung, was der TSV Heiningen auch als offizielles Ziel ausgerufen hat.
 

„Individuell eine der stärksten Mannschaften“

TSB-Trainer Aaron Fröhlich traut dem Rivalen deutlich mehr zu als in der vergangenen Saison, als dieser mit großem Abstand hinter den Gmündern auf Rang sieben über die Ziellinie kam. „Nominell hätte man sie da schon vor uns getippt“, meint Fröhlich: „Vielleicht lag es am Verletzungspech, weshalb sie es nicht ganz so auf die Kette gekriegt haben. Von den einzelnen Spielern her haben sie sich nun nicht verschlechtert, sondern eher verbessert.“ Für den Sportlichen Leiter Jürgen Rilli zählen die Heininger Staren sogar zu „individuell stärksten Mannschaften“ der Regionalliga.
Gästecoach Mike Wolz hat in seinem siebten Jahr nicht nur den neuen Co-Trainer Hagen Gunzenhauser (zuvor TSV Blaustein) an seiner Seite, sondern auch einen schlagkräftigen Kader beisammen. Aus dem üppig besetzten Rückraum ragen Felix und Nick Kohnle heraus, der junge Linksaußen Moritz Fink schwang sich in seiner ersten Aktivensaison gleich einmal zum besten Torschützen des TSV auf. Verstärkung gibt es in Person von Kreisläufer Tobias Bauch (Blaustein) und den jungen Rückraumspieler Janick Höer vom Drittligisten TSV Neuhausen/Filder, der ebenfalls bei Frisch Auf Göppingen ausgebildet wurde.
 

Starke Staren mit Göppinger Stallgeruch

Die meisten Heininger Akteure stammen aus der Göppinger Talentschmiede und so kommt es auch nicht von ungefähr, dass vor wenigen Wochen eine Kooperation mit dem Bundesligisten vereinbart wurde. Den A-Jugendlichen soll ein optimaler Übergang gewährleistet werden, darauf baut auch Frisch Auf – Teammanager und Cheftrainer Ben Matschke: „Nun ist es den jungen Talenten möglich, Schule oder Studium mit Leistungshandball zu verbinden, ohne sich örtlich umorientieren zu müssen. Dabei ist wichtig zu betonen, dass jeder von uns seine Identität wahren und leben soll.“
Ein Modell, das der TSB Gmünd in den vergangenen Jahren längst schon perfektioniert hat. Torjäger Niklas Burtsche, Keeper Devin Immer, Regisseur Kai Schäffner oder auch der erfahrene Kreisläufer Jonas Waldenmaier – sie alle trugen zu Jugendzeiten das grün-weiße Trikot des Traditionsvereins, bevor sie im Remstal zu gestandenen Viertligaspielern reiften. Mit Lenny Schwenk und Simon Neumaier (von Frisch Auf zu JANO Filder gewechselt) hat der TSB erneut zwei A-Jugendliche mit einem Zweitspielrecht für sich gewonnen. Beide könnten am Samstag ein spannendes Debüt feiern.
 

Jedes Derby hat seine eigene Geschichte geschrieben

Vermutlich gibt es nichts besseres, um in eine neue Saison zu starten. „Würde man sich lieber einen vermeintlich einfachen Gegner aussuchen oder doch lieber einen echten Gradmesser?“ Es ist nur eine rhetorische Frage, die Aaron Fröhlich hier stellt: „Es kann kommen, wer will – unser Ziel wird klar sein. Meine Mannschaft hat im vergangenen Jahr beide Spiele gewonnen und das wollen wir unbedingt wiederholen.“ In diesem Jahrtausend standen sich beide Vereine schon 26-mal gegenüber. Mit 13 Siegen hat Heiningen immer noch knapp die Nase vorne, elfmal gewannen die Gmünder und zweimal wurden die Punkte geteilt. Für Spannung war immer gesorgt.
 
  • Saison 2003/04: Über 13 Jahre nach dem bislang letzten Aufeinandertreffen ging der damalige Verbandsliga-Neuling TSB Gmünd als Außenseiter in die Partie, rang dem späteren Vizemeister aber ein 31:31-Remis ab.

  • Saison 2013/14: Mit 26:31 und 22:25 zog der TSB beide Male den Kürzeren, steigt am Ende aber über die Relegationsspiele erstmals in die Oberliga Baden-Württemberg auf.

  • 02. Februar 2019: Auf der Mission Wiederaufstieg ist die 29:32-Niederlage in eigener Halle ein herber Dämpfer für die Gmünder. Doch bereits am vorletzten Spieltag wird die Württembergliga-Meisterschaft perfekt gemacht, Heiningen wird nur Dritter.

  • 19. September 2021: Nach knapp 18 Monaten Corona-Zwangspause kommt es gleich am ersten Spieltag zum Derby, das die von Dragos Oprea trainierten Gmünder allerdings krachend mit 28:37 gegen Aufsteiger Heiningen verlieren.

  • 29. Januar 2022: Die Revanche. Der TSB dreht einen Vier Tore-Rückstand und gewinnt mit 27:26 erstmals seit 15 Jahren wieder in der Heininger Voralbhalle.

  • 03. Februar 2024: Das 29:30 am letzten Vorrundenspieltag fällt nicht mehr ins Gewicht, da die siegreichen Heininger bereits für die Aufstiegsrunde qualifiziert sind und der TSB in die Abstiegsrunde muss. Zu diesem Zeitpunkt liegen Welten zwischen den beiden Nachbarn.

  • 30. November 2024: Euphorisiert von acht Auftaktsiegen dominiert der TSB in eigener Halle mit 31:23. Beim Rückspiel im April geht es enger zu, doch angeführt von Burtsche (13 Tore) gewinnt der TSB auch auswärts mit 34:32.


Fröhlich will gleich ein Ausrufezeichen setzen

Beim Wiedersehen am Samstag wird sich zeigen, wer im Sommer am Besten gearbeitet hat. „Wir haben in Punkten das erreicht, was wir erreichen wollten“, blickt Fröhlich auf die anstrengende Vorbereitungsphase zurück: „Ob das erfolgreich war und wir das als Gruppe gut gemacht haben, werden wir in den ersten Ligaspielen sehen. Fakt ist, dass wir uns alles wieder neu verdienen müssen. Wir starten mit null Punkten und sind quasi Letzter.“
Vor genau einem Jahr startete der TSB bravourös. Im ersten Spiel unter Fröhlichs Leitung gelang ein überraschender 33:27-Erfolg beim Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen. Rückblickend die Initialzündung für eine Saison voller Euphorie und Begeisterung, an die es nun anzuknüpfen gilt. „Wir haben richtig Bock – und die Fans sicher auch“, ahnt der Gmünder Trainer. Eine volle Großsporthalle, das habe sich die Mannschaft mit ihren Leistungen verdient: „Ich gehe davon aus, dass wir wieder einen großen Rückhalt haben. So gehen wir mit der Einstellung herein, jedes Spiel gewinnen zu wollen.“ Und erst recht das stimmungsvolle Stauferland-Derby.
 
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, Y. Leichs, Maier, Neumaier, Schäffner, L. Schwenk, Scholz, Watzl, Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg)