Mit Simon Neumaier schließt sich ein hochtalentierter Linkshänder per Zweitspielrecht dem TSB Gmünd an. Kaum beim neuen Verein angekommen, wurde der US-Jugendnationalspieler aus Alfdorf völlig überraschend zur U21-Weltmeisterschaft nachnominiert.

Er ist quirlig, ehrgeizig und voller Tatendrang. Weite Wege scheut er erst recht nicht: Während sich Simon Neumaier an der Cotta-Sportschule auf das Abitur im kommenden Jahr vorbereitet, wagt er den nächsten sportlichen Sprung. Nach fünf Jahren bei Frisch Auf Göppingen wechselt er innerhalb der A-Jugend-Bundesliga zu JANO Filder auflaufen, den amtierenden deutschen Vizemeister. Dieses Interesse ehrte den Teenager, der bis zur C-Jugend noch für seinen Heimatverein TSV Alfdorf spielte. Parallel wird Neumaier nun beim TSB Gmünd in die vierthöchste Männerliga hineinschnuppern. Zunächst für eine Saison per Zweitspielrecht, doch durchaus mit längerer Perspektive.
Ein überraschender Anruf aus Polen
Nur zwei Tage nach dem Trainingsauftakt in Gmünd klingelte plötzlich Neumaiers Handy – am anderen Ende der Leitung: Der Trainer der U21-Nationalmannschaft der USA. Völlig überraschend wurde der 18-Jährige für die laufende Weltmeisterschaft des älteren Jahrgangs nachnominiert. Es musste alles ganz schnell gehen: Bereits am Freitag saß er im Flieger ins polnische Kattowitz, einen Tag später stand er im letzten Vorrundenspiel gegen Südkorea (33:35) schon auf der Platte und glänzte prompt mit neun Treffern bei 13 Würfen. Für die US-Boys war das Turnier eine lehrreiche Erfahrung. Sie verloren alle drei Vorrundenspiele sowie das erste Match der Trostrunde, dem President´s Cup, mit 20:26 gegen Algerien. Am Dienstag feierte das Team dann einen klaren 39:23-Sieg gegen Kanada – als dreifacher Torschütze steuerte Neumaier einen gelungenen Abschluss zu diesem spontanen Abenteuer bei. „Wenn man den Sport liebt, dann nimmt den Reiseaufwand gerne auf sich“, betont er: „Das ist eine große Ehre.“


Das nächste Ziel: U19-WM in Ägypten
Nach den überzeugenden Auftritten für die U21 scheint fast sicher, dass es Neumaier auch zum endgültigen Aufgebot für die bevorstehende U19-WM in Ägypten zählen wird. Während viele TSB-Kollegen vom 6. bis 17. August noch eine kurze Urlaubspause genießen dürfen, hofft Neumaier auf die Reise seines Lebens. Übrigens steht der Rückraumspieler auch auf dem Zettel des Deutschen Handballbundes, der ihn 2023 zu einem nationalen Sichtungslehrgang einlud. Eine Entscheidung für eine Nation lässt sich Neumaier noch offen: „Ich schließe nichts aus und muss dann abwägen, was für mich besser klingt.“


„Eine sehr geile Truppe“, schwärmt Neumaier von den Jets, bei denen er bereits während der vergangenen Rückrunde mittrainierte und sich so schon bestens aufgehoben fühlt. „Ich kenne einige Spieler schon lange und habe viele Spiele verfolgt. Nun möchte ich die Mannschaft bestmöglich unterstützen, um erneut so weit wie möglich oben mitspielen zu können.“ Besonders überzeugt hat ihn das geschlossene Auftreten der TSBler und erst recht, dass hier schon junge Spieler viel Verantwortung übernehmen. Seinen neuen Trainer durfte Neumaier schon vor einigen Jahren beim Gmünder Handballcamp in den Sommerferien kennenlernen. „Solchen Jungs wie Simon möchten wir eine gute Plattform bieten“, so Lehrmeister Fröhlich, „und zwar ohne dass sie einen Druck spüren. Wenn wir sie brauchen, dann sollen sie selbstbewusst genug sein, um uns zu helfen.“
Vertraute Gesichter, klare Strukturen
Weshalb Neumaier beim TSB genau an der richtigen Adresse ist, um in seinem letzten Jugendjahr etwas Neues zu wagen. „Sich auf Topniveau zu vergleichen und auch einmal einstecken zu müssen“, das nimmt er sich für beide Stationen, beim TSB und bei JANO Filder, vor. Dass andere den Weg des Zweitspielrechts bereits erfolgreich gegangen sind – etwa die Mitspieler Jonas Waldenmaier und Yannik Leichs oder der heutige Bundesligaprofi Max Häfner vom TVB Stuttgart – motiviert zusätzlich. „Diese Zusatzförderung in jungen Jahren hilft enorm“, sagt der fleißige Neumaier: „Dafür bin ich bereit, vieles zu opfern.“

TSB Gmünd als Magnet für Talente
Der Sportliche Leiter Jürgen Rilli sieht das als Auszeichnung für die gute Vereinsarbeit der vergangenen Jahre: „Es freut mich richtig, dass wir eine Adresse für top ausgebildete Jugendspieler sind. Unsere Entwicklung und die Fähigkeit, junge Spieler weiterzubringen, wird von außen wahrgenommen. Simon bringt genau die Tugenden mit, die wir beim TSB sehen wollen: Regional verbunden, charakterstark und mit einer hohen Identifikation.“ Zudem sind die Jets mit fünf Linkshändern so stark aufgestellt wie noch nie zuvor.

(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch, Rikard Quni, IHF)