Ein slowenischer Torwart-Fachmann für den TSB: Primož Prošt verstärkt ab sofort das Trainerteam

Ein echter Coup ist dem Sportlichen Leiter Jürgen Rilli in Zusammenarbeit seinem neuen Chefcoach Dragoș Oprea gelungen: Mit Primož Prošt, ehemaliger slowenischer Nationalkeeper in Diensten des Bundesligisten TVB 1898 Stuttgart, besitzt der TSB Gmünd in dieser Saison erstmals einen Torwarttrainer in seinen Reihen.

Strahlende Gesichter bei der Vorstellung des ersten Torwarttrainers beim TSB Gmünd, von links nach rechts: Trainer Dragoș Oprea, Bundesliga-Keeper Primož Prošt und der Sportliche Leiter Jürgen Rilli.

Die Kontakte, Bekanntschaften, Freundschaften – das ist es, was ein Leben für den Handball auszeichnet. Und Dragoș Oprea, der seit knapp vier Wochen die TSB-Handballer auf ihre nunmehr sechste Oberliga-Saison vorbereitet, hat während seiner 13 Bundesliga-Jahre unzählige Kontakte geknüpft, die bis heute Bestand haben. Als der Linksaußen von 2013 bis 2015 gemeinsam mit Primož Prošt für Frisch Auf Göppingen auflief, kam relativ schnell ein enger Draht zwischen den beiden Profis zustande. „Ich habe mit Dodo schon damals darüber gesprochen, dass ich auf jeden Fall irgendwann ins Trainergeschäft einsteigen möchte“, erzählt Prošt und zeigt sich umso dankbar für die „ideale Chance“, die sich ihm nun eröffnet.

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, da unterschrieb der 36-Jährige beim TVB Stuttgart einen Einjahresvertrag und wird dort gemeinsamen mit Nationalkeeper Johannes Bitter (37) das erfahrenste Gespann der Bundesliga bilden. „Mit Primoz haben wir einen sehr routinierten Torhüter für uns gewinnen können, der schon viele Jahre auf hohem Niveau spielt. Ich bin mir sicher, dass er uns zusammen mit Jogi den nötigen Rückhalt bieten kann, den wir brauchen.“ äußerte sich TVB-Trainer Jürgen Schweikardt. Nach 200 Erstligapartien für Göppingen hütete Prošt in der abgelaufenen Spielzeit das Gehäuse von Zweitliga-Aufsteiger Wilhelmshavener HV. Der Slowene hatte dem Verein aber frühzeitig signalisiert, dass er mit seiner Familie nach Süddeutschland zurückkehren möchte. Denn wohnhaft ist der dreifache Vater mit seiner Familie in Rechberghausen.

Die erste von vielen gemeinsamen Trainingseinheiten: Torwart-Trainer Primož Prošt (zweiter von rechts) mit seinen neuen Schützlingen Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile und Sebastian Fabian (v.l.).

„Total begeistert“ zeigte sich Jürgen Rilli, als Oprea den Kontakt mit dem 83-fachen slowenischen Auswahlspieler herstellte. Die folgenden beiden Gespräche mit Prošt steigerten die Vorfreude beim Sportlichen Leiter des TSB: „Seine enorme Erfahrung ist der eine Pluspunkt, doch genauso überzeugt hat mich, wie sehr er für seine neue Tätigkeit brennt. Seine sportliche Qualität wie auch der Ehrgeiz und die Freude, in Gmünd etwas zu erreichen, passen optimal zusammen.“ Nicht zuletzt habe auch die „Story des TSB“, gezielt auf junge Spieler aus der Region zu setzen, den Profi besonders gereizt.
 
„Natürlich kann ich nicht von heute auf morgen den neuen Thierry Omeyer formen“, ergänzt Prošt mit einem Lächeln: „Doch mit meinen Ideen möchte ich das Maximum aus jedem Torhüter herausholen und in jedem Training einen Schritt nach vorne machen.“ Eine gezielte Spielvorbereitung wie auch präzises Videostudium stehen auf seiner Agenda. Sebastian Fabian, der gemeinsam mit Daniel Mühleisen und Giovanni Gentile das Gmünder Torhütertrio bildet, zeigte sich nach der ersten gemeinsamen Einheit am Montagabend beeindruckt: „Dass es der Verein geschafft hat, einen solchen Fachmann zu verpflichten, ist eine super Sache. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“
 
Mindestens einmal pro Woche wird Prošt seinem früheren Mitspieler Oprea zur Seite stehen, zusätzlich soll es zweimal im Monat ein übergreifendes Training mit allen Jugendtorhütern des TSB geben. „Wenn es zeitlich möglich ist, mache ich auch gerne mehr“, fiebert Prošt seiner Aufgabe entgegen. Wohlwissend, dass die Priorität darauf liegen wird, mit dem TVB 1898 Stuttgart in der auf 20 Mannschaften aufgestockten Bundesliga möglichst frühzeitig den Klassenerhalt zu sichern. Vom großen Nachbarverein bekam der TSB jedenfalls keine Steine in den Weg gelegt. Innerhalb einer Woche hatte TVB-Coach Schweikardt seinem Tormann die Freigabe für dessen neue Tätigkeit erteilt. „Sobald die finale Planung und die Spielpläne fix sind, werden wir von Woche zu Woche planen“, kündigt Rilli an.
Abteilungsleiter Michael Hieber sieht im Zugewinn von Prošt einen Meilenstein für den TSB, der sein Umfeld professioneller aufstellen will. „Es ist schon ein großes Lächeln mit dabei, dass uns so ein Coup gelingt“, erklärt Hieber und betont, dass finanzielle Aspekte eine völlige Nebenrolle gespielt haben. Dass sich das Engagement von Prost nicht an der Bezahlung orientiere, ist für den Abteilungsleiter ein wichtiges Indiz für dessen Charakter. Hieber fährt fort: „Natürlich freuen wir uns über diese Verpflichtung, aber der Mittelpunkt unserer Arbeit bleibt das Team und genau das lebt unser Trainer in seinen ersten Wochen wahnsinnig gut vor.“
 
Oprea und seine Mannen erhalten derzeit zumindest ein wenig Planungssicherheit: Nachdem seit dem 1.Juli wieder ohne Einschränkungen trainiert werden darf, steht von Freitag bis Sonntag ein erstes gemeinsames Trainingslager in der heimischen Großsporthalle auf dem Programm. Für Ärger sorgt lediglich, dass der Handballverband Württemberg (HVW) bislang die Austragung von Testspielen untersagt. An einem Saisonstart der BW-Oberliga am ersten Wochenende 05./06.September wollen die drei Landesverbände allerdings festhalten.
 
Steckbrief: Das ist Primož Prošt
Geboren: 14.Juli 1983 in Trbovlje (Jugoslawien/Slowenien)
Größe: 1,86 Meter
Vereinshistorie: RK Rudar Trbovlje (SLO, bis 2004), Gorenje Velenje (SLO, 2004-08), Bjerringbro-Silkeborg (2008-11), HB Montpellier (2011-2012), Frisch Auf Göppingen (2013-2019), Wilhelmshavener HV (2019-20), TV Bittenfeld (ab Juli 2020)
Erfolge: Französischer Meister 2012, EHF-Pokalsieger 2016 und 2017
Nationalmannschaftskarriere: 83 A-Länderspiele für Slowenien, Teilnahme an der EM 2012 und WM 2013
 
(Text: Nico Schoch - Bilder: Nico Schoch, groundshots.de)