"Die bestmögliche Lösung mit hoher Qualität": Trainertrio soll mit neuen Impulsen die Trendwende herbeiführen

Arbeitsintensive Tage und teils schlaflose Nächte liegen hinter der Abteilungsleitung des TSB Gmünd Handball. Das bisherige Trainergespann aus Stefan Klaus und Patrick Schamberger wurde zu Wochenbeginn abgelöst durch eine in dieser Form bislang einzigartige Interimslösung. Mit dem Dreierteam aus Michael Hieber, Andreas Rascher und Christof Elser soll der Oberligist in sportlich sicheres Fahrwasser zurückfinden.

„Zu diesem schwierigen Zeitpunkt war eine klare Entscheidung zum Wohle des Vereins nötig“, darin sind sich Abteilungsleiter Michael Hieber und sein Stellvertreter Jürgen Rilli einig. Doch nicht nur die nach sechs sieglosen Spielen angespannte Tabellensituation, sondern vor allem auch die steigende Enttäuschung im Umfeld habe ein konsequentes Handeln erfordert. „ Auch aus der Mannschaft kamen vermehrt deutliche Signale.Unter den bisherigen Voraussetzungen fehlte uns das Vertrauen, einen dauerhaften Turn-Around zu schaffen“, stellt Rilli fest.
 
Nach einem gemeinsamen Gespräch entschloss man sich deshalb am Montagabend zur Trennung von Trainer Stefan Klaus, woraufhin auch Assistent Patrick Schamberger seinen Rücktritt ankündigte. „Diese Entscheidung fällt uns persönlich schwer, denn Stefan hat sich für den TSB großartig engagiert und das Team zur Meisterschaft in der Württembergliga und zum Wiederaufstieg geführt“, so Rilli und Hieber unisono, „wir sind beiden unheimlich dankbar für das, was sie geleistet haben und wünschen ihnen alles Gute für die Zukunft.“ Die plötzliche Trennung markiere „einen sehr schwierigen und emotionalen Tag“, wie Hieber anfügte: „Dieser Schritt ist uns wirklich schwer gefallen. Wenn man so will, ist das für mich letztlich eine meiner größten Niederlagen, weil wir nach dem geglückten Neuanfang gemeinsam an eine langfristige Perspektive geglaubt haben.“ Ausschlaggebend sei vor allen Dingen der sportliche Aspekt. „Aus den gemeinsamen Erkenntnissen unserer Gespräche konnte wenig umgesetzt werden, die Wahrheit liegt immer auf dem Platz“, so Hieber. Viele Faktoren und Tendenzen sowohl von der Mannschaft als auch im Umfeld hätten diesen Schritt, welcher am Ende nur eine Frage des Zeitpunktes gewesen wäre, nötig gemacht. Doch keine persönlichen Befindlichkeiten, sondern der Verein stehe an erster Stelle.
 
Umso bemerkenswerter ist es, mit welcher Akribie die Verantwortlichen innerhalb kürzester Zeit einen „Plan B“ erarbeiteten. Zunächst war Rilli dabei „auf Granit gestoßen“. Doch mit einer bislang nie dagewesenen Perspektive gelang es dem Sportlichen Leiter, Michael Hieber die Rückkehr auf die Trainerbank schmackhaft zu machen. „Unglaublich“, findet Hieber die Tatsache, dass innerhalb von nur zwei Tagen aus einer Idee Realität geworden ist. Zwei Männer haben ihn bestärkt und letztlich überzeugt, eine dritte Amtszeit als TSB-Coach anzutreten.
Mithilfe seiner Kontakte aus der Vergangenheit gelang es Rilli, mit Andreas Rascher einen „gestandenen Trainer“ mit an Bord zu holen. Tatsächlich besitzt der 51-Jährige zahlreiche Verbindungen nach Gmünd: Mit dem jungen Michael Hieber spielte er beim damaligen Verbandsligisten TG Donzdorf zusammen und arbeitete später 13 Jahre lang Seite an Seite mit Jürgen Rilli im Nachwuchsbereich des TSV Bartenbach, entwickelte dort auch die späteren TSBler Wolfgang Bächle und Max Häfner sowie die Brüder Daniel und Stephan Mühleisen weiter. Bis vor zwei Wochen war Rascher noch beim Württembergligisten HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf im Amt, der Kontakt zum TSB kam allerdings erst später zustande.
 
Einem laut Rilli „wahnsinnig hohen Standing innerhalb der Mannschaft“ darf sich Christof Elser bereits erfreuen. Der im Fußball-Profibereich bewanderte Personal Coach hatte in der Sommervorbereitung bereits einige Athletik- und Koordinationseinheiten beim Oberliga-Aufsteiger geleitet. „Aufgrund seiner hervorragenden Arbeit und Erfahrung in der Belastungssteuerung war es naheliegend, dass er ein wichtiger Baustein für uns sein würde, um das neue Trainerteam zu kreieren“, freut sich Rilli über diese Weiterentwicklung an der Seitenlinie.
 
„Wir haben in dieser Konstellation noch nie zusammengearbeitet, wir betreten spannendes Neuland“, blickt Hieber voraus und legt den Fokus darauf, dass man als gleichberechtigtes Trainerteam fungieren werden: “Es wird sicher nicht so sein, dass der Hieber kommt, die Hand auflegt und sofort gewinnen wir alle Spiele. Doch wir haben in dieser schwierigen Situation die bestmögliche Lösung gefunden, die eine hohe Qualität besitzt und der Mannschaft eine Hilfestellung geben wird.“ Der 42-Jährige bestätigt aber, dass er Headcoach auf der Bank das Kommando übernehmen werde und schüttelt dabei ungläubig den Kopf: „Vor wenigen Tagen wäre noch undenkbar gewesen. Im Moment läuft alles ab wie im Film.“
Fest steht aber auch, dass das Dreiergespann lediglich eine Interimslösung darstellt. Im Hintergrund läuft bereits die Suche nach einem neuen, dauerhaften Anwärter für die Trainerposition. Aufgrund von Familie und Beruf schließt Hieber ein langfristiges Engagement über diese Saison hinweg aus. Rascher wiederum will die Strukturen im Verein kennenlernen und seine eigene Vision, junge Spieler an den Aktivenbereich heranzuführen, vorantreiben. Eine Aufgabe im Unterbau des TSB wäre da der logische Schritt. „Dieser Wunsch ist ganz klar besprochen“, erklärt Rilli, der recht gelassen auf Trainersuche geht: „Je nachdem, wann wir eine langfristige Option finden, so lange dauert auch die Interimslösung. Zuversichtlich stimmt mich, dass der TSB nach außen hin wirklich attraktiv geworden ist und einen guten Namen besitzt.“
 
Der volle Fokus gilt nun der Mission Klassenerhalt. Dass die Qualität für die Oberliga vorhanden ist, davon ist der Sportliche Leiter trotz der jüngsten Resultate überzeugt: „Personell nachzulegen, das steht momentan nicht zur Debatte. Unsere Mannschaft wird zusammen mit dem neuen Trainerteam die Liga halten.“ Die verbleibenden fünf Partien vor der Winterpause sollen den „Start in die hoffentlich erfolgreichere Episode dieser Saison“ markieren, so Rilli. 26 Punkte sollten für den ganz sicheren Klassenerhalt notwendig sein, rechnet Hieber derweil vor.
 
Beim Heimspiel gegen Mitaufsteiger SV Fellbach am Samstagabend (Anwurf: 19:30 Uhr) soll der Anfang gemacht werden – mithilfe der Unterstützung des treuen Gmünder Publikums in der Großen Sporthalle!
Von links nach rechts: Christof Elser, Michael Hieber, Andreas Rascher, Jürgen Rilli

Das neue TSB-Trainertrio, kurz vorgestellt:
 
Michael Hieber
Geburtsdatum: 08.10.1977
Beruf: Versicherungskaufmann
Spielerstationen: TG Donzdorf, TSB Gmünd (ab 1999)
Trainerstationen: TSB Gmünd (1999-2007, 2012-18)
Erfolge: Insgesamt vier Aufstiege mit dem TSB bis in die BWOL
 
Andreas Rascher
Geburtsdatum: 06.03.1968 in Göppingen
Beruf: Diplom-Betriebswirt
Spielerstationen: TG Donzdorf, TSV Bartenbach
Trainerstationen: TSV Bartenbach Jugend und Aktive, TSV Deizisau, HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf
Erfolge: Württembergliga-Aufstieg mit Bartenbach, Trainer-B-Lizenz
 
Christof Elser
Geburtsdatum: 08.04.1961 in Schwäbisch Gmünd
Beruf: Selbständiger Personal Coach und Physiotherapeut
Spielerstationen: Normannia Gmünd (Fußball)
Trainerstationen: Fitnesscoach bei TSG Hoffenheim (2010-13), RB Leipzig (2013-14) und RB Salzburg (2014-18)
 
(Text und Bilder: Nico Schoch)