Eine TSB-Legende ist von uns gegangen

Die Gmünder Handball-Legende und „Schlüssel-Dienst“-Gründer Jürgen „Bubi“ Hieber verstarb am Pfingstsonntag unerwartet im Alter von 74 Jahren. Er machte über 500 Spiele für den TSB.


Er war bereit für das wichtigstes „Spiel“ in seinen Leben. In wenigen Wochen hätte der an Leukämie erkrankte Jürgen „Bubi“ Hieber eine Stammzellentransplantation erhalten sollen. Alle operationsvorbereitende Tests hatte er gemeistert – aber in der Nacht auf Pfingstsonntag verstarb die Gmünder Handball-Legende und „Mr. Schlüsseldienst“ plötzlich und unerwartet im Alter von 74 Jahren an einer akuten Magenblutung im Stauferklinikum. Der Schock ist groß. Mit seiner Frau Barbara, den Familien seiner Söhne Michael und Andreas, seinen Schwestern Ursel und Heide, insgesamt sechs Enkelkindern und Verwandten trauern viele Sportlerfreunde.

Der TSB Gmünd verliert ein Herzstück seiner Vereinsidentität. Kein anderer Familienname ist mit der Turngemeinde und ihren Nachfolgern TSG und TSB so eng verbunden wie Hieber. Die Mutter Ruth Hieber war 1979 Gmünds erste Sportpionierin, Vater Albert, den man „Piepe“ nannte, weil er so „phäb“ rechnete, war TG-Hauptkassier, und seine Schwestern Ursel und Heide begründeten eine Tradition im Leistungs- und Kinderturnen.

Da war es selbstverständlich, dass Jürgen Hieber Turner und Handballer wurde, erst auf dem Feld, dann in der Halle. Über 500 Spiele absolvierte der Linkshänder für seinen Heimatverein, der Donzdorfer Reinhold „Stops“ Frömmel sagte einmal: „Schade, dass ich nicht früher als Trainer nach Gmünd kam, sonst wäre Bubi heute Nationalspieler“. Jürgen Hieber durchlebte alle Höhen und Tiefen: Aufstieg von der Kreisliga bis in die Landesliga, wieder hinunter und dann der Durchmarsch in die Oberliga in der Frömmel-Ära mit Spielern wie Bernhard Lietsch, Edwin Walker, Wolfgang Häfner oder „Bautz“ Schmid. Nach seiner Aktivenzeit verstand es Jürgen Hieber mit seiner Leidenschaft, Gespür und natürlicher Kompetenz, seine Begeisterung für den Sport weiter zu geben. Er kümmerte sich bei den Handballern um die Nachwuchsarbeit, die lange vernachlässigt wurde.

Davon profitierten nicht nur seine Söhne Michael und Andreas, die als Spieler und Trainer die Hieber-Erfolgsgeschichte im Gmünder Handball weiter schrieben. Er überzeugte zum Beispiel auch den Bargauer Topspieler Siegfried Frey, lieber nach Gmünd als zu Frisch Auf Göppingen zu gehen. Das gelang „Bubi“, weil er als liebenswerter Mensch, der nie ein Kind von Traurigkeit war und stets ein fröhliches Lied auf den Lippen hatte, auch bei „Erzrivalen“ wie TV Bargau oder SG Bettringen als fairer Sportler immer gern gesehen war. Er blieb mit seiner positiven Aura stets nah an „seinen Handballern“ dran - bezeichnend dafür ist, was der aktuelle Kapitän Aaron Fröhlich nach dem Pokalsieg gegen den SV Fellbach beim Dank an die Fans, wissend um die anstehende Operation, ins Mikrofon rief: „Jürgen, wir schaffen das“.

Auch im Beruf war Jürgen Hieber ein Kämpfertyp. Der Eisenwarenkaufmann wagte 2001 nach der Insolvenz seines Arbeitgebers Eisen-Widmann noch den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete den „Hieber-Schlüsseldienst“. Kundenzufriedenheit und Qualität standen dabei für ihn an oberster Stelle. Er beherrschte noch die Kunst des „Dengelns“ - antike Schlösser geduldig reparieren. Vor vier Jahren hat er das Unternehmen mit einem großen Stamm von Privat- und Geschäftskunden, an Sohn Andreas und an Schwiegertochter Diana Hieber übergeben, stand aber mit Rat und Tat immer unauffällig zur Seite.

Jürgen Hieber in Aktion: Knallhart verwandelt er einen Siebenmeter. Und die Fans sangen: „Bubi, Bubi noch einmal...“. Foto: arc/Walter Olbrecht

© Gmünder Tagespost 10.06.2019 22:16