
Im Kopf des Trainers ratterte es gewaltig. „Wir müssen in allem besser werden“, forderte Aaron Fröhlich am späten Freitagabend, ohne sich auf eine detaillierte Spielanalyse einlassen zu wollen. Die ersten Vorbereitungsspiele vor einem Monat hatte der TSB beim Drittligisten SV Kornwestheim erwartungsgemäß mit fünf Toren Unterschied verloren und gegen die klassentiefere SG Herrenberg hingegen knapp gewonnen. Der genaue Endstand? Interessierte den Gmünder Coach auch nach dem 30:26 über die TSG Söflingen nicht. Nur so viel ließ er sich hinterher entlocken: „Wir probieren aktuell einiges und konzentrieren uns bewusst auf das, was nicht gut läuft. Deshalb bin ich in vielen Punkten nicht zufrieden.“


Comeback mit Signalwirkung
Strahlend in der Halle stand hingegen Torwart Tobias Klemm. Ziemlich genau ein Jahr nach seiner schweren Knieverletzung meldete er sich in starker Form zurück. Obwohl es noch nicht um Punkte geht, hat der 29-Jährige sichtbare Freude an den Testspielen gefunden: „Für mich ist es natürlich etwas ganz Besonderes, wieder mitspielen zu können. Von außen wirkt es sicher so, als sei ich schon viel weiter, als ich es selbst einschätze.“ Gegen den langjährigen Rivalen aus Söflingen, zuletzt aus der Regionalliga abgestiegen, war Klemm in der ersten Halbzeit der beste Gmünder.

Die Wurfquote leidet
Torhüterkollege Daniel Mühleisen weilt ebenso wie die beiden A-Jugendlichen Lenny Schwenk und Simon Neumaier noch im Urlaub. Auf Rechtsaußen erhielt der junge Neuzugang Florian Abele zunächst den Vorzug gegenüber Kapitän Wolfgang Bächle, bekam aber keine einzige Wurfchance. Nur ein Beleg dafür, dass es offensiv noch klemmte. Fünf Minuten brauchte es bis zum ersten Torerfolg durch den umtriebigen Kai Schäffner. Ungewohnt viele freie Chancen, darunter zwei Siebenmeter, ließen die „Jets“ liegen. Weil die Abwehr aber kompakt stand und Klemm dahinter glänzte, wurde der anfängliche 4:6-Rückstand schnell gedreht.


Mit spielerischer Leichtigkeit zur Führung
Obwohl nach einer Viertelstunde munter durchgewechselt wurde, fand der TSB immer mehr zu seinem Spielfluss. Anstelle von Stephan Mühleisen und Andreas Maier sortierten Yannik Leichs und Christian Waibel die Abwehr – und das nicht weniger souverän. Leichs, nach fünf Jahren vom TV Plochingen zu seinem Heimatverein zurückgekehrt, setzte auch vorne seine Impulse und vollendete einen Kempa-Trick von Tom Abt zum 11:7 (23.). Da war sie endlich wieder, die spielerische Leichtigkeit aus der vergangenen Runde, die der TSB so gut wie noch nie auf dem dritten Tabellenplatz abgeschlossen hatte.

Luft nach oben
An der Fitness mangelt es den Gmündern nach einem schweißtreibenden Sommer ohnehin nicht, die Neuzugänge sind schon gut integriert. „Das wird wichtig sein, wenn es schwierige Situationen auf dem Feld geben wird“, betont Fröhlich. Auch taktisch sah der Trainer schon Fortschritte: „Was aber nicht heißt, dass schon alles funktioniert. Sondern dass wir wissen, was zu tun ist.“ Besonders jene Phase nach der Pause, als die Vier Tore-Führung dahinschmolz und beim 16:16 (40.) aufgebraucht war, schmeckte ihm gar nicht. Söflingen war im Kopf wacher und bestrafte eiskalt, wenn die Gmünder im Rückzug abschalteten oder zu langsam wechselten.


Die „großen Jungs“ bauen ein Bollwerk auf
Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend blieb die stehende Abwehr: Phasenweise verteidigten die Hünen Maier, Waibel und Leichs gemeinsam. Ein zwei Meter hohes Bollwerk, an dem sich die Gäste immer wieder erfolglos abmühten. Hinten richtete es das Gmünder Kollektiv, vorne die individuelle Klasse von Spielmacher Abt (5 Tore) und dem starken Linkshänder Stefan Scholz (8). Der TSB hatte letztlich auch mehr Luft als der Gegner, zog durch Tempo-Gegenstöße abermals davon. Den letzten angesagten Spielzug wuchtete Leichs kraftvoll zum 30:25 in die Maschen, bevor Söflingen den zurückgeeilten Gmündern doch noch einen weiteren Treffer einschenkte.

Zwei komplette Trainingstage für den Feinschliff
Ganz zufrieden war niemand, doch Testspiele sind eben Testspiele. Diesen und den kommenden Samstag verbringen die Jets jeweils als kompletten Trainingstag in der eigenen Halle. „Jetzt ist die beste Zeit“, verweist Fröhlich auf seinen motivierten und beinahe kompletten Kader: „Wir haben jetzt zwei Wochen Zeit, um so viele Schwächen wie nur möglich auszumerzen.“ Am Donnerstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) steigt die Generalprobe gegen die SG Lauterstein, ehe zum Saisonauftakt am 06. September der TSV Heiningen zum großen Derby anreist. Bis dahin gibt es nur eine Sache, um die sich der Trainer nicht sorgt: „Die Chancenverwertung wird im ersten Pflichtspiel automatisch besser sein.“


TSB: Tobias Klemm (1.-30. Minute), Devin Immer (31.-60. Minute) – Stefan Scholz (8), Yannik Leichs (5), Niklas Burtsche (5), Tom Abt (5/2), Andreas Maier (4), Kai Schäffner (2), Wolfgang Bächle (1), Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Florian Abele, Patrick Watzl, Jonas Waldenmaier
(Text und Bilder: Nico Schoch)


