Handball, Oberliga: Seit einem Jahrzehnt ist Jonas Waldenmaier beim TSB Gmünd die große Konstante auf der Kreisläuferposition. Das Kraftpaket aus Bargau hat alle Höhen und Tiefen miterlebt, auch sein privates Glück hat er bei den Jets gefunden.
Als der TSB Gmünd im Herbst 2014 gerade erstmals in der vierten Liga Fuß fasste, da stießen zwei blutjunge Talente neu dazu. Die Rede ist von Max Häfner und Jonas Waldenmaier, die als A-Jugendliche bei Frisch Auf Göppingen ausgebildet und zudem mit einem Zweitspielrecht ausgestattet wurden. Rückraumregisseur Häfner empfahl sich schnell für größere Aufgaben, seit nunmehr sieben Jahren hat er sich beim Bundesligisten TVB Stuttgart etabliert. Sein Kumpel am Kreis schrieb beim TSB Gmünd seitdem seine persönliche Erfolgsgeschichte, die er diesen Samstag mit einem Auswärtserfolg bei der SG Heidelsheim/Helmsheim und dem vorzeitigen Oberliga-Klassenerhalt fortsetzen will. „Total verrückt“, sagt Waldenmaier über all die miterlebten Höhen und Tiefen: „Mir kam das tatsächlich gar nicht so lange vor. Doch das spricht dafür, dass ich mich im Verein total wohl fühle.“
Überhaupt stimmt der Teamspirit beim TSB. Mit Ausnahme von Kapitän Nicola Rascher, der aus zeitlichen Gründen zu seinem Heimatverein TSV Bartenbach zurückkehrt, bleibt der gesamte Kader über den Sommer hinaus zusammen. Der 27-jährige Waldenmaier peilt damit seine elfte Saison mit den Gmünder an. Für einen Vereinswechsel sei er „viel zu heimatverbunden“, sagt er und dennoch war die Entscheidung für den TSB wohl überlegt. Weite Auswärtsfahrten, drei Trainingseinheiten pro Woche und (Halb-) Profis als Gegner – wer in der vierten Liga in den Harztopf greift, muss viel Zeit investieren. „Eine Gratwanderung“, findet Waldenmaier, der nach seinem Maschinenbau-Studium einen nicht weniger intensiven Job als technischer Projektleiter bei der ZF angetreten hat.
„Natürlich kann ich noch ein paar Jahre spielen“, zeigt er sich ganz reflektiert: „Doch der Körper macht das nicht ewig mit und Geld verdienen muss ich vermutlich, bis ich 70 bin.“ Eine große Rolle für die erneute Zusage hat sicherlich der künftige Trainer Aaron Fröhlich gespielt. Von dessen Pässen profitierte Waldenmaier einst jahrelang, gleichzeitig betreuten beide die Jugend des TSB. Für den Kreisläufer ist das Sportliche ohnehin automatisch mit dem Privaten verknüpft. Freundin Nina, die Schwester des früheren TSB-Kollegen Dominik Sos, ist als Physiotherapeutin immer mit dabei. „Wenn Nina nicht ins Team involviert wäre“, sagt Waldenmaier strahlend, „wäre wohl fast unmöglich, alles unter einen Hut zu bekommen.“
Auf eine Sache legt er dennoch ganz besonderen Wert: „Ich sage nicht für ein weiteres Jahr zu, nur mich mitschleifen zu lassen. Ich will immer Vollgas geben und die Leute mitziehen.“ Das gelingt Waldenmaier regelmäßig. Mit 78 Saisontoren zählt er weiterhin zu den Fixpunkten in der Gmünder Offensive und hat im vergangenen Jahrzehnt gerade einmal 14 Partien verletzungsbedingt verpasst. „Ein bisschen Glück und die richtigen Gene gehören dazu“, meint Waldenmaier, der auch viel Zeit im Fitnessstudio verbringt. „Um stabil zu bleiben“, wie das 1,88 Meter große und 102 Kilo mächtige Kraftpaket grinsend anmerkt.
Allgemein gelten im Handball die Torhüter als positiv verrückt, weil sie sich den oft über 100 km/h schnellen Geschossen freiwillig in den Weg stellen. „Aber am Kreis zu stehen und dort einstecken zu können, das muss einem auch liegen“, so beschreibt Waldenmaier das Getümmel, in das er sich Woche für Woche stürzt. Bis ins zweite B-Jugendjahr war er tatsächlich im linken Rückraum beheimatet, bevor sein Talent als Kreisläufer vom früheren TSB-Trainer Pascal Morgant erkannt wurde. Rückblickend sicher nicht die schlechteste Wahl. In der A-Jugend-Bundesliga entwickelte sich Waldenmaier körperlich weiter, um so auch bei den Herren bestehen zu können. Prägend waren dort die ersten Jahren gemeinsam mit dem „alten Hasen“ Simon Frey. „Ein Vorbild“, findet der damalige Schüler, der längst zum Platzhirsch der jüngsten Oberliga-Mannschaft geworden ist.
Ein heimlicher Traum hingegen wird wohl nicht mehr in Erfüllung gehen. Nur zu gerne würde Waldenmaier noch einmal gemeinsam mit Max Häfner in einem Team spielen. Der beste Freund allerdings hat seinen Vertrag in Stuttgart bis 2025 (plus Option auf ein weiteres Jahr) verlängert, bevor er sich Ende Februar das Kreuzband riss. Da litt auch Waldenmaier kräftig mit: „Er hat davor überragend aufgespielt. Ich wünsche ihm noch viele Jahre in der Bundesliga, privat treffen wir uns weiterhin regelmäßig.“ Ganz sicher wird Max Häfner auch als Zuschauer in der Halle verfolgen, wie Waldenmaier in seiner elften TSB-Saison dem Ruf als „Mister Vollgas“ gerecht wird.
(Nico Schoch)