Nur eine Halbzeit lang auf Augenhöhe: TSB unterliegt in Konstanz am Ende zu deutlich

Zumindest 30 Minuten lang schnupperte der TSB Gmünd an der Überraschung, kehrte am Ende aber doch mit einer deutlichen Schlappe von seiner längsten Auswärtsfahrt des Jahres zurück. Die Mannschaft von Trainer Michael Hieber war beim Tabellendritten HSG Konstanz II aber keinesfalls dermaßen deutlich unterlegen, wie es das 21:33 (12:14) – Endresultat aussagt.


Wieder einmal haben die Gmünder zwei völlig verschiedene Gesichter gezeigt. „Unsere erste Halbzeit war in Ordnung, doch nach der Pause sind wir völlig eingebrochen“, resümierte Tormann und Kapitän Sebastian Fabian. Obwohl die Niederlage beim Aufstiegsaspiranten am Bodensee einkalkuliert war, blieb das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre. Doch wie bereits in den vorherigen Partien gelang es dem Hieber-Team nicht, zwei konstant gute Halbzeiten zu spielen. Und wenn es ordentlich läuft, dann verpassen es die Blau-Gelben zumeist, sich für ihren hohen Aufwand zu belohnen.

 

Der Rückblick auf die ersten 30 Minuten darf dem TSB zwar Mut machen für die kommenden, schweren Aufgaben im Abstiegskampf. Doch die Tatsache, dass insgesamt sechs freie Würfe teils kläglich vergeben wurden, war schmerzhaft für die Gäste, die zwar die ersten fünf Minuten verschliefen, danach aber an die starke zweite Hälfte aus dem unglücklich verlorenen Heimspiel gegen Weinsberg (32:33) anknüpften. Lediglich beim 1:1 durch Wolfgang Bächle zog der TSB gleich, geriet aber umgehend mit 2:5 (9.) ins Hintertreffen. Die Gmünder bewiesen Kampfgeist und waren absolut auf Augenhöhe. Immer gut, wenn es gelang, die Zweitliga-Reserve in den stehenden Angriff zu zwingen, überzeugte die Abwehr um den starken Stephan Mühleisen. Das große Manko blieb die mangelnde Effizienz im Abschluss und immer wenn das Spiel schnell wurde, geriet das Hieber-Team ins Wanken. Anstatt erstmals zum Anschluss zu kommen, vertändelten die Gmünder im Angriff den Ball und gerieten durch einen Konter mit 3:6 (12.) wieder deutlich in Rückstand. Zu allem Überfluss vergab Aaron Fröhlich seinen zweiten Strafwurf und Bächle scheiterte bei einem Konter an Tormann Moritz Ebert.
 
Nach 20 Minuten sah es kurzzeitig danach aus, als könne der TSB die Wende erzwingen. Yannik Leichs, der an der Seite des zumeist gut gedeckten Fröhlich im Angriff Regie führte und dann auch die Siebenmeter übernahm, brachte sein Team mit dem 7:8 (22.) auf Tuchfühlung. Der eingewechselte Tormann Daniel Mühleisen wehrte einen Siebenmeter etwas kurios mit den Füßen ab, auf der Gegenseite stellte Leichs zwei weitere Male den Anschluss her. Der Gmünder Wille, endlich auszugleichen, scheiterte aber am Widerstand der kompakt stehenden Konstanzer Defensive. HSG-Torjäger Joel Mauch stellte mit einem Doppelschlag den Drei Tore-Abstand wieder her. Wenige Sekunden vor der Pause war es dann Jonas Waldenmaier, der am Kreis von Fröhlich in Szene gesetzt wurde und den TSB mit seinem Treffer zum 12:14 im Spiel hielt.
 
Umso enttäuschender für die weit gereisten Gäste, dass man direkt zu Beginn der zweiten Hälfte völlig den Faden verlor. Mehrmals ließen sich die Blau-Gelben über das Kreisläuferspiel der Hausherren überlisten und liefen in Konter, gegen die sowohl Fabian als auch Mühleisen im Tor machtlos waren. Mit einem 6:1-Lauf innerhalb von nur sechs Minuten brachte Konstanz die Gmünder erstmals deutlich auf Distanz. Hiebers Weckruf in der Auszeit beim Stand von 13:20 (36.) kam zu spät. Dem TSB fehlte in der Folgezeit die nötige Durchschlagskraft, um den gegnerischen Abwehrriegel zu durchbrechen, und mit zunehmender Spielzeit auch der Glaube an eine Aufholjagd. Wie bereits im Hinspiel war es der überragende Tormann Ebert, der den Gmündern endgültig den Zahn zog. Mit jeder vergebenen Chance schwand das Selbstvertrauen dahin. Bis zum 20:28 (50.) hielt sich der Rückstand noch in Grenzen, doch in der Schlussphase glückte lediglich Linksaußen Aleksa Djokic noch ein weiterer Treffer. Die HSG, die mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren die mit Abstand jüngste Mannschaft der Oberliga stellt, brachte ihren Sieg im Stile eines Spitzenteams über die Zeit. Trotz einem lange Zeit aufopferungsvollen Kampf musste sich der TSB weit unter Wert mit 21:33 geschlagen geben. Daran nichts ändern konnte Patrick Watzl. Hieber verhalf dem A-Jugendlichen in den letzten drei Minuten zu seinem Oberliga-Debüt und als der Rückraumrechte zum Distanzwurf hochstieg, hatten die mitgereisten TSB-Anhänger bereits den Torschrei auf den Lippen. Doch wie so oft stand Ebert im Weg.
 
„Wir müssen jetzt wieder aufstehen, wie so oft“, versuchte Hieber den Blick umgehend wieder nach vorne zu richten. Doch auch der Coach selber weiß, dass sich die Situation nach dem neunten sieglosen Spiel in Folge immer weiter verschärft. Bei aktuell vier Abstiegsplätzen liegt das rettende Ufer für den Vorletzten bereits sechs Zähler entfernt. Und gegen den Klassenprimus SG Pforzheim/Eutingen erwartet den TSB nach der kurzen Faschingspause am 29.Februar eine Herkulesaufgabe in heimischer Halle. „Wir haben einen Plan und sind als Team auf dem richtigen Weg“, gibt sich Hieber kämpferisch, „ich werde aber auch kritisch mit der Mannschaft sein. Denn es darf nicht sein, dass wir ein solches Spiel, in dem wir gut mithalten, in nur sechs Minuten herschenken.“
 
HSG II: Moritz Ebert, Lukas Hermann – Pascal Mack (6), Lars Michelberger (5), Benjamin Schweda (5/2), Joel Mauch (4/1), Simon Storz (3), Felix Fehrenbach (3), Kai Mittendorf (2), Alexander Lauber (2), Patrick Volz (1), Jonas Löffler (1), Jonas Hadlich (1), Hendrik Dahm
TSB: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen – Yannik Leichs (7/3), Wolfgang Bächle (4), Jonas Waldenmaier (3), Aleksa Djokic (3), Tom Abt (2), Aaron Fröhlich (2/1), Stephan Mühleisen, Sven Petersen, Christian Waibel, Max Dangelmaier, Patrick Watzl
Siebenmeter: HSG 4/3 – TSB 6/4
Zeitstrafen: HSG 6 Minuten – TSB 6 Minuten
Schiedsrichter: Stefan Schmid-Denzinger, Tobias Hägele (TV Altbach)
Zuschauer: 200
 
„In sechs Minuten das Spiel hergeschenkt“ - Stimmen zum Spiel

Immerhin für 30 Minuten hat der TSB Gmünd seine Oberligatauglichkeit unter Beweis gestellt. Das reichte aber bei weitem nicht, um bei einem Aufstiegskandidaten zu punkten.
 
Michael Hieber, TSB-Trainer: „Der Gegner war zwar besser, aber sicherlich nicht um zwölf Tore besser. Natürlich ist es nach so einer deutlichen Niederlage schwer, etwas Positives zu finden. Doch wir haben wieder eine Grundkonstanz in unserem Spiel. Das System funktioniert und die Mannschaft hat daran geglaubt, nur unser Selbstvertrauen wurde immer schwächer. Unsere erste Halbzeit war überzeugend, doch wir belohnen uns nicht, weil wir zu viele freie Würfe vergeben. Das hat an unserem Selbstvertrauen gekratzt. Die zweite Halbzeit war völlig zum Vergessen. Es kann nicht sein, dass wir innerhalb von sechs Minuten so ein Spiel herschenken.“
 
Matthias Stocker, HSG-Trainer: „Wir wussten, dass uns eine brutal schwere Aufgabe erwartet, weil der TSB mit dem Rücken zur Wand steht. In der ersten Halbzeit hat Gmünd uns das Leben enorm schwer gemacht. Entscheidend war, dass wir direkt nach der Pause hellwach waren und mit viel Tempo zu einfachen Toren gekommen sind. Torhüter Moritz Ebert war mit Sicherheit unser Matchwinner.“
 
Sebastian Fabian, TSB-Tormann: „Unsere erste Halbzeit war vollkommen in Ordnung, wir sind sehr gut in der Abwehr gestanden. Doch Konstanz konnte mehr wechseln als wir, hat das ausgenutzt und den Ball schnell gemacht. Nach der Pause haben sie uns überrannt. Dann haben wir die Köpfe ziemlich schnell hängen lassen. Wir auch verdient zu hoch verloren, weil wir in der zweiten Hälfte ganz klar die schlechtere Mannschaft waren.“
 
Patrick Watzl, TSB-Debütant: „Über meinen ersten Oberliga-Einsatz war ich sehr aufgeregt. Mit meinem Jugendtrainer Aaron Fröhlich zusammenzuspielen, war immer mein Traum. In den letzten Minuten konnte ich befreit aufspielen, leider ging mein Wurf direkt auf den Torhüter.“
 
Aaron Fröhlich, TSB-Kapitän: „Schon die erste Halbzeit war für uns ein ziemlicher Kraftakt, wir mussten enorm viel investieren. Direkt nach der Pause wurde uns der Stecker gezogen und dann hat sich das Spiel leider ziemlich schnell zu einer deutlichen Angelegenheit entwickelt. Wir müssen es endlich einmal schaffen, auch schlechte Phasen besser zu überstehen. Dennoch dürfen wir uns jetzt nicht verrückt machen lassen. Wir haben bei einer starken, jungen Mannschaft verloren, die um den Aufstieg kämpft und trotzdem einige positive Aspekte gesehen.“
 
Sven Petersen, TSB-Rückraumspieler: „Für uns wäre etwas drin gewesen. Hätten wir unsere Torchancen besser genutzt, wären wir zur Pause vielleicht in Führung gelegen. Dass wir das Spiel danach relativ schnell aus der Hand geben und uns am Ende so klar abschießen lassen, ist natürlich extrem ärgerlich. Wenn wir einmal deutlich zurückliegen, brechen wir völlig ein.“

(Nico Schoch)