Der TSB Gmünd wird seinem Ruf als Regionalliga-Spitzenteam gerecht und gewinnt bei der MTG Wangen souverän mit 34:24 (19:12). Trotz einer umstrittenen Roten Karte gegen Stephan Mühleisen und der frühen Verletzung von Spielmacher Tom Abt geriet der erste Auswärtssieg zu keiner Zeit in Gefahr.

Mit ordentlich Respekt waren die „Jets“ in ihre Serie von vier Auswärtsspielen gestartet – und legten diesen schon nach einer Viertelstunde in der stimmungsvollen Wangener Argenhalle ab. Der TSB verteidigte genauso aggressiv wie eine Woche zuvor beim 21:19-Arbeitssieg über die SG Weinstadt, vorne agierte man umso zielstrebiger und ließ sich auch von personellen Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen. Eine klare Verbesserung erkannte Trainer Aaron Fröhlich sogar in der ohnehin schon starken Abwehr: „Vorige Woche hatten wir noch eine Sollbruchstelle über den Kreis, die hatten wir nun nicht mehr. Wir haben keine so richtige defensive Schwäche offenbart oder einen Fehler, der öfter vorgekommen wäre.“
Im Allgäu waren die Gmünder, bei denen erneut der starke Tobias Klemm auf der Torwartposition beginnen durfte, von Beginn an hellwach. Mit dem 2:1 nach 68 Sekunden überflügelte Rechtsaußen Wolfgang Bächle seinen Trainer endgültig, brachte es letztlich auf sechs Treffer und ist mit nunmehr 1006 Regionalliga-Toren alleiniger Rekordtorschütze des TSB. Ein Meilenstein, der im souveränen Auftritt der gesamten Mannschaft beinahe unterging. Die MTG Wangen, die in ihrem ersten Heimspiel bereits den ambitionierten HC Neuenbürg stolpern ließ, konnte nur bis zum 4:4 (8.) Schritt halten.
Stephan Mühleisen sieht Rot
Beim 8:5 (12.) hatten sich die Gäste schon ein kleines Polster erspielt. Dass der TSB trotz gleich zweier Nackenschläge nicht nervös wurde, war die eigentliche Stärke. Kreisläufer Stephan Mühleisen sah eine Rote Karte, die Aaron Fröhlich auch nach späterer Ansicht der Videobilder gar nicht nachvollziehen konnte. MTG-Spielmacher Aaron Mayer war bereits an Mühleisen vorbeigezogen, lief dann beim Torwurf noch auf den Gmünder Andreas Maier auf und holte so einen Strafwurf heraus. Nur kurz darauf humpelte Tom Abt, der so furios mit drei Treffern begonnen hatte, vom Feld und konnte nicht mehr eingesetzt werden. „Das hätte ein Bruch in unserem Spiel sein können“, meinte Fröhlich, „doch wir konnten das auffangen, weil wir unsere Vorgaben hervorragend umgesetzt haben. In der Abwehr hat es jeder Einzelne durchweg gut gemacht.“

Mit dem siebten Feldspieler kompensierte der TSB die Unterzahl, zog mit vier Toren in Folge sogar auf 12:6 (17.) davon. Als die Flügelzange mit Bächle und dem pfeilschnellen Niklas Burtsche auf 15:8 (21.) erhöhte, sah sich Wangen schon zu seiner zweiten Auszeit gezwungen. Trotz eines kurzen Aufbäumens geriet dieses Polster zu keiner Zeit mehr ernsthaft in Gefahr. Weil der Angriff auch ohne Spielmacher Abt funktioniert und Klemm mit wichtigen Paraden erneut den nötigen Rückhalt gab. „Seine Leistungen helfen uns in den letzten beiden Spielen schon sehr“, lobte Fröhlich: „Wir haben damit die Erfolgserlebnisse für unsere Abwehrarbeit.“ Mit dem 19:11 (29.) vor der Pause brachte der TSB die sonst so stimmungsvolle „Hölle Süd“ zum Verstummen.
Gmünder Rückraum überzeugt geschlossen
Wobei es auch zu kurz gegriffen wäre, von einer einfachen Angelegenheit zu sprechen. „Wir haben über die ganze Spieldauer hart gekämpft und zu keinem Zeitpunkt körperlich nachgelassen, obwohl wir personell auf dem Zahnfleisch daherkamen“, erkannte der Gmünder Coach die richtige Einstellung. Anders als noch vor einer Woche hielt der TSB das Spiel in einer ruhigen Bahn, ließ sich auch von kleinen Fehlern im Angriff nicht verunsichern. Yannik Leichs und Kai Schäffner ragten aus der geschlossenen Mannschaftsleistung noch heraus, ackerten in der Abwehr und bildeten gemeinsam mit Linkshänder Stefan Scholz ein starkes Rückraumtrio, das es auf ein Dutzend Tore brachte. Als Schäffner mit einem starken Wackler die Wangener Abwehr stehen ließ und platziert vollendete, führte der TSB erstmals mit zehn Toren Unterschied – 26:16 (42.).

Selbstverständlich sei diese Leistung nicht, fand Fröhlich: „Vor allem in der Konstanz und Sicherheit haben unsere Rückraumspieler einen großartigen Job gemacht, sehr gute Chancen vorbereitet oder selber vollendet.“ Immer wieder waren es auch die beiden Außen Bächle und Burtsche, die fein eingesetzt wurden und sich kaum einen Fehlwurf leisteten. Bis auf 29:17 (48.) wuchs der Vorsprung weiter an. Kreisläufer Jonas Waldenmaier erzielte nach eigenen Ballgewinnen sogar noch zwei blitzsaubere Kontertore zum 34:24-Endstand. Auch der spät eingewechselte Keeper Daniel Mühleisen fügte sich nahtlos ein, konnte sich mit zwei Paraden auszeichnen.
Mehr als nur ein „08/15-Sieg“
Was auf der Anzeigetafel wie eine klare Sache aussah, war für den Gästetrainer weit mehr als ein Routineerfolg angesichts der erschwerten Bedingungen. „Wir haben alle Kräfte gebraucht und deshalb war das kein 08/15-Sieg“, resümierte Fröhlich zufrieden. Und noch viel wichtiger: Sein Team zeigte genau die Konzentration und Zielstrebigkeit, die vor zwei Wochen noch vermisst worden war. „Wenn wir davon ausgehen, dass wir ein Spiel locker gewinnen können, dann funktioniert es meistens nicht. Wenn ich davon ausgehe, dass ich um jedes Tor kämpfen will, dann kann so eine Leistung dabei herausgekommen. Wangen war mit Sicherheit nicht der schlechteste Gegner, sondern wir haben es mit einer konstant guten Leistung entschieden.“

Mit dem dritten Sieg im vierten Saisonspiel klettert der TSB (6:2 Punkte) auf den dritten Tabellenplatz, nur die HSG Willstätt/Hanauerland (8:0) und die HSG Ostfildern (6:0) sind verlustpunktfrei gestartet. Eine kurze Verschnaufpause allerdings kommt für die angeschlagenen Gmünder wie gerufen. Spielmacher Abt droht auszufallen, Linkshänder Patrick Watzl fehlt nach einer Meniskus-OP und auch Yannik Leichs musste angeschlagen auf die Zähne beißen. „Die Pause hilft uns extrem, das könnten wir uns nicht besser vorstellen“, sagt Fröhlich. Am 11. Oktober folgt dann ein richtungsweisendes Duell bei der punktgleichen HSG Albstadt, wo die Gmünder ihren Anspruch als Spitzenteam erneut festigen wollen.