Gmünder Raketenstart: TSB demontiert Heiningen im Derby

Der TSB Gmünd macht genau dort weiter, wo er in der vergangenen Saison aufgehört hatte und sendet gleich im ersten Spiel eine ganz laute Ansage an die Konkurrenz. Mit 37:24 (18:11) ist das Prestigeduell gegen den TSV Heiningen eine so einseitige Angelegenheit wie noch nie zuvor.

Als sich die Halle schon weit vor dem Anpfiff füllte, da lag etwas Besonderes in der Luft. Eine „konzentrierte Lockerheit“, hatte TSBler Yannik Leichs beim Warmmachen gespürt: „Seit vier Wochen haben wir uns nach jedem Training gesagt, dass es keine Option gibt, wie wir dieses Spiel verlieren können. Wir sind auf alles vorbereitet, haben immer eine Lösung und daher gibt es nur einen Sieger.“ Genau so kam es. Die Gmünder „Jets“ legten gegen ihren langjährigen Rivalen aus Heiningen einen Raketenstart hin und begeisterten damit 800 Zuschauer. Unter ihnen auch Aleksa Djokic. Der Spielertrainer des Verbandsligisten TSV Alfdorf/Lorch/Waldhausen hatte für das Duell seiner beiden früheren Vereine einen Gmünder Sieg vorhergesagt. Nicht aber, dass dieser mit 13 Toren Unterschied ausfallen würde. Der TSB machte damit eine Ansage, die nicht lauter hätte sein können.
 

Die Anspannung schlägt um in Begeisterung

Was auf den Anpfiff folgte, glich einem Vulkanausbruch. Der TSB begann mutig – im Angriff ohne Torhüter, dafür mit zwei Kreisläufern – und führte schon nach acht Minuten mit 6:2. Defensiv überragten Christian Waibel und Andreas Maier im Mittelblock. Als Maier geschickt ein Stürmerfoul provozierte, wieder aufstand und seinen Kontrahenten jubelnd anbrüllte, war das eine Szene mit Symbolcharakter. Die Emotionalität stimmte, die Effizienz auch. „Das Gas drauf lassen“, so motivierte Maier die Nebenleute, während Niklas Burtsche den ersten von insgesamt sechs Siebenmetern sicher versenkte. Nach der ersten Zeitstrafe gegen die Gmünder wurde es auch zwischen den Trainerbänken hitzig. Echte Derbyatmosphäre, von der sich TSB-Rückhalt Daniel Mühleisen nicht beirren ließ und prompt den Strafwurf von Moritz Fink parierte.
 

Der Funke springt über

Die Hausherren spielten ihre Angriffe geduldig aus, bevor Kai Schäffner und Tom Abt die entstandenen Lücken nutzten. Als sich Abt durchtankte und den Innenpfosten traf, war für die Zuschauer kaum zu erkennen, dass der Ball zum 11:6 (17.) knapp über die Linie sprang, aber für den gut postierten Schiedsrichter. Heiningen tastete sich zwar auf 12:10 (20.) heran. Doch diese kurze Phase konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der TSB die Partie im Griff und auf alles eine richtige Antwort hatte. Der eingewechselte Leichs nahm es selbst in die Hand, die offensive Abwehr der Gäste zu durchbrechen. Bis zur Pausensirene vernagelte Mühleisen zehn Minuten lang sein Tor, im Gegenzug warfen der sprintende Burtsche und der unaufhaltsame Abt ein klares 18:10 (29.) heraus. Der Lohn für eine sehr clevere und reife Vorstellung.
 

Das Aufbäumen im Keim erstickt

Sehr wohl aber mussten sich die Gmünder jedes Tor hart erarbeiten. Besonders zu Beginn der zweiten Hälfte, als Heiningen nochmals kurzen Aufwind verspürte. Der Rückraumhüne Nick Kohnle traf dreimal in Folge zum 20:15 (35.). Nach einer robusten Abwehraktion von Waibel kochten die Emotionen erneut hoch und der TSB musste zwei Minuten in doppelter Unterzahl überstehen. Plötzlich lag neue Spannung in der Luft. Allerdings nur ganz kurz, weil Trainer Aaron Fröhlich zur richtigen Zeit die Auszeit nahm und sein Team das gegnerische Aufbäumen danach im Keim erstickte. Die Rettungstaten von Keeper Mühleisen ließen das Momentum wieder kippen. Vorne zeigten die Strategen Abt und Leichs vollen Körpereinsatz, bevor Burtsche die herausgespielten Chancen ganz elegant nutzte. Neun Würfe, neun Tore – der Gmünder Linksaußen blieb fehlerfrei.

Abwehrbollwerk und Spielfreude

Während die Defensive erneut fleißig Beton anrührte, war Maier auch vorne ein Fixpunkt und stellte im Tiefflug das Acht Tore-Polster wieder her. Rückkehrer Leichs glänzte mit einem No-Look-Pass an den Kreis und leitete einen weiteren Tempo-Gegenstoß ein, den der starke Schäffner zum 28:17 (46.) nutzte. Spätestens da gingen auf der Gästebank die Köpfe wieder nach unten. Der TSB harmonierte, als hätte es keine viermonatige Sommerpause gegeben. In der überlegenen Gmünder Rückraumriege dachte niemand daran, auch nur einen Schritt weniger zu machen. Linkshänder Stefan Scholz riss immer wieder die Lücken, erhöhte selbst auf 31:18 (50.).

 

Glanzpunkte zum Schluss

TSB-Urgestein Wolfgang Bächle erzielte mit dem 33:21 (54.) seinen 995. Viertliga-Treffer, bevor er auf dem rechten Flügel von Neuzugang Florian Abele abgelöst wurde. Mit Simon Neumaier feierte ein weiterer Youngster seine Premiere und krönte diese mit einem Kempa-Tor zum 37:24-Endstand. Die ganze Halle stand bereits, als Tobias Klemm nach einjähriger Verletzungspause ins Gmünder Tor zurückkehrte und die letzten beiden Heininger Würfe parierte. Es war die besondere Pointe auf einen perfekten Saisonstart.
 
Ein klares Statement, nach dem sich der TSB Gmünd kaum noch gegen die von der Konkurrenz angedachte Favoritenrolle wehren kann. Sogar als Tabellenführer gastieren die Jets am kommenden Samstag (20 Uhr / Schafhausäcker) zu ihrem ersten Auswärtsspiel zum TV Plochingen.
 
TSB Jets – TSV Heiningen 37:24 (18:11)
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Niklas Burtsche (9/6), Kai Schäffner (8), Tom Abt (7), Stefan Scholz (4), Wolfgang Bächle (3), Yannik Leichs (2), Andreas Maier (2), Stephan Mühleisen (1), Simon Neumaier (1), Christian Waibel, Jonas Waldenmaier, Florian Abele, Patrick Watzl
TSV: Manuel Weinbach, Talha-Emre Kabak – Nick Kohnle (6), Felix Kohnle (5), Simon Dürner (5/3), Felix Weißer (3), Finn Krempl (2), Moritz Fink (1), Felix Neudeck (1), Tobias Bauch (1), Chris Zöller, Maximilian Mattes, Lenni Schreitmüller, Tassilo Neudeck, Janick Höer
Siebenmeter: TSB 6/6 – TSV 5/3
Zeitstrafen: TSB 12 Minuten – TSV 6 Minuten
Schiedsrichter: Armin Frasch, Andreas Röhler
Zuschauer: 800
 

„Die Höhe des Sieges spielt keine Rolle“: Stimmen zum Spiel

TSB-Trainer Aaron Fröhlich: „Die Jungs haben es sensationell gut umgesetzt, wir dürfen uns aber auch nicht täuschen lassen. An einem anderen Tag kann uns Heiningens Spielstärke viel mehr weh tun als nur in diesen kurzen Phasen. Für einen Abend dürfen wir stolz auf den Derbysieg sein, es ist eine Belohnung für die harte Arbeit. Dass der Sieg am Ende so deutlich ausfällt, spielt aber keine Rolle. Es ist nur der Start – nicht mehr.“
 
TSV-Trainer Hagen Gunzenhauser: „Ich bin maximal bedient. Eigentlich war ich in der Vorbereitung sehr angetan von unserer Abwehr und dachte, wir hätten uns gut auf Gmünd vorbereitet – so kann man sich täuschen. Gegen die Intensität der zentralen Rückraumreihe haben wir kein Land gesehen. Zur Halbzeit war die Vorentscheidung gefallen. Danach wollten wir ein paar Dinge versuchen. Doch es kam genau umgekehrt und der TSB hat viele Taktiken ausgepackt, die sehr erfolgreich waren und auf die wir nicht eingestellt waren. Wir hatten nicht wirklich eine Chance.“
 
TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber: „Unsere Mentalität war überragend. Auch die Spieler auf der Bank haben viele Emotionen eingebracht und Kai Schäffner hat sein bislang bestes Spiel in unserem Trikot gemacht. Wenn uns viele Gegner nun als Favorit ansehen, dann gehe ich damit gerne um. Doch wir wissen, wie wir damit umgehen müssen und werden nach dem ersten Spieltag nicht mit Superlativen um uns werfen.“
 
TSB-Rückraumspieler Kai Schäffner: „Für diese Glücksgefühle hat in der Vorbereitung jeder Einzelne hart gearbeitet. In den Testspielen haben wir nicht immer alles abgerufen, nun aber die Einstellung und den Kampf gezeigt. Unsere Basis bleibt die starke Abwehr. So fällt es uns vorne einfacher, mit dem super eingespielten Rückraum zu glänzen.“
 
TSB-Rückkehrer Yannik Leichs: „Vom Ergebnis her sieht es aus wie eine einfache Geschichte, doch das war es nicht. Nach der kurzen Schwächephase in der ersten Halbzeit haben wir die richtigen Signale gesetzt und dem Gegner gezeigt, dass für ihn nichts geht. Wir hatten auf alles eine Antwort, Heiningen dann nicht mehr.“
 
TSB-Abwehrspezialist Andreas Maier: „Wir waren total heiß und selbstbewusst. Taktisch hatten wir viel vorbereitet und hätten vermutlich gar nicht alles davon gebraucht, weil wir Heiningen sehr gut im Griff hatten. Doch Aaron hat bestimmt aus gutem Grund umgestellt, damit wir das unter Druck testen. Egal, was wir gemacht haben – es hat geklappt.““
 
TSB-Rechtsaußen Wolfgang Bächle: „Das war ein Traumstart. Die Mannschaft hat komplett funktioniert und wie groß unser Potenzial ist, das steht außer Frage. Trotzdem müssen wir einen kühlen Kopf bewahren und weiter hart arbeiten.“

(Text: Nico Schoch - Bilder: Frank Bieg)