„Dann feiern nur wir“: Wie der TSB Gmünd zum Partycrasher werden will

Über 1000 Zuschauer werden am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) zum Endspiel um den zweiten Tabellenplatz erwartet. Der TSB Gmünd muss zwingend gewinnen, um den TV Bittenfeld II noch einmal zittern zu lassen und dessen vorzeitige Aufstiegsparty zu verhindern.
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Die Vorfreude ist riesig, zwei gegnerische Fanbusse rollen an und über 300 Eintrittskarten sind bereits verkauft: Der TSB Gmünd wappnet sich für das zweite große Handballfest innerhalb von nur einem Monat. Dem designierten Meister SG Köndringen/Teningen mussten sich die „Jets“ nach einem spannenden Schlagabtausch mit 31:36 geschlagen geben, hatten dabei aber knapp 1000 Fans begeistert. Eine Zahl, die an diesem Samstag noch überboten wird. Als Tabellendritter empfängt der TSB (46:8 Punkte) den zweitplatzierten TV Bittenfeld II (49:5), der mit einem Sieg schon am drittletzten Spieltag das Ticket zur 3. Liga lösen würde.

Selbst für die altgedienten Akteure des TSB wird es kein Spiel wie jedes andere sein. Das gilt allen voran für Aaron Fröhlich, der schon in seiner ersten Saison als Trainer einen ungeahnten Höhenflug eingeleitet hat und sich an sein erstes Jahr als TSB-Spielmacher erinnert fühlt. Im April 2013 wetteiferten die Gmünder mit dem TV Flein um die Vize-Meisterschaft in der Württembergliga und gewannen in der vollbesetzten Großsporthalle mit 31:26. Was allerdings nicht reichte, um die Sieben Tore-Hypothek aus dem Hinspiel wettzumachen. „Wie damals haben wir eine Chance“, sagt Fröhlich, „auch wenn sie noch so gering ist, werden wir alles dafür tun, was in unserer Macht steht.“
 

Der TSB ist schon im Derbymodus

Anders als vor dem Duell mit Köndringen/Teningen hat der TSB eine geordnete Trainingswoche hinter sich und kann bis auf den langzeitverletzten Torwart Tobias Klemm seinen kompletten Kader aufbieten. Mit drei souveränen Siegen hat der Verfolger das Aufstiegsrennen offen gehalten, ist sich aber bewusst, dass er im Vergleich zum 32:30 in Heiningen eine Schippe drauflegen muss. „Ich bin mir sicher, dass wir dieses Steigerungspotenzial abrufen können“, betont Fröhlich und hat einen weiteren Vorteil erkannt: „Natürlich hat Bittenfeld zuletzt viele Spiele sehr locker gewonnen. Dafür haben wir bereits unter Druck in einem Derby bestanden, wo die Stimmung schon sehr hitzig war.“
Bislang waren es immer feine Nuancen, die dem TSB in den Topspielen gegen die Aufstiegsrivalen fehlten. Gegen Bittenfeld II wurden sogar nur zwei der vergangenen zehn Duelle gewonnen, letztmals vor drei Jahren durch ein Siegtor von Aaron Fröhlich in letzter Sekunde. Von einem Angstgegner will der 34-Jährige deshalb zwar nicht sprechen, denn in der Vergangenheit war die Zweitvertretung des Stuttgarter Bundesligisten stets in der Favoritenrolle: „Jetzt aber können wir mit dieser Qualität mithalten, wenn wir einen guten Tag haben.“
 

Die Lehren aus dem Hinspiel

Beim ersten Aufeinandertreffen im Dezember war der TSB schon auf Augenhöhe, unterlag nach einem 15:15-Pausenstand aber trotzdem mit 29:33. Der Knackpunkt: Eine umstrittene Rote Karte gegen TSB-Rückraumspieler Kai Schäffner. „In der Folge lief schon einiges gegen uns und wir haben auch die eine oder andere klare Chance zu viel vergeben“, meint Fröhlich. Rückblickend ist er immer noch überzeugt: „Wenn wir in der gleichen Situation einen Platzverweis für einen spielbestimmenden Gegenspieler ziehen würden, dann hätten wir dieses Spiel gewonnen.“
Zu den Top-Akteuren beim TVB II zählen der starke Linkshänder Jan-Luca Mauch (159 Saisontore), der den Gmünder schon einmal elf Treffer einschenkte, sowie der in den vergangenen Wochen herausragende Spielmacher Maurice Widmaier (161 Tore). Die Kaderbreite ist die größte Stärke der Mannschaft, die schon im Vorjahr nur haarscharf den Drittliga-Aufstieg verpasst hatte. Bestes Beispiel: Auf Rechtsaußen steht der mit einem Profivertrag ausgestattete Youngster Nico Bacani (48 Tore) nur im Schatten des erfahrenen Ex-Bundesligaspielers Michael Seiz (129/67 Tore). „Wenn einer einen schlechten Tag hat, dann springt einfach ein anderer in die Bresche“, hat Fröhlich beobachtet und hofft, „dass wir dieses Mal in gewissen Situationen das Glück auch auf unserer Seite haben.“
 

Jedes einzelne Tor könnte entscheidend sein

Beeindruckend ist die Konstanz der jungen Bittenfelder Mannschaft, die nur zweimal gegen Köndringen/Teningen verloren und überraschend einen Punkt gegen Willstätt (35:35) vergeben hat. „Wir wollen das Ding jetzt durchziehen“, kündigt TVB-Trainer Alexander Heib, lange Jahre selbst in der 2. Bundesliga aktiv, an: „Ich bin davon überzeugt, dass die Jungs alles reinhauen werden.“ Selbst wenn in Gmünd noch keine Entscheidung fällt, hat sein Team noch alles in der eigenen Hand. Das Restprogramm hält noch zwei vermeintlich einfache Aufgaben beim schon abgestiegenen Tabellenletzten TuS Schutterwald sowie gegen den TV Plochingen mit den Ex-TSB-Coaches Michael Stettner und Volker Haiser bereit. Der TSB empfängt noch den abstiegsbedrohten TSV Blaustein und reist abschließend zur HSG Albstadt.
Um selbst noch aufsteigen zu können, wären die Jets also ohnehin noch auf einen Bittenfelder Patzer angewiesen. Bei Punktgleichheit könnte sogar der direkte Vergleich entscheidend sein, der TSB sollte das Entscheidungsspiel also bestenfalls sogar mit fünf Toren Unterschied gewinnen. „Wir wären ja schlecht vorbereitet, wenn wir das nicht wüssten“, sagt Fröhlich. Ganz so weit vorausdenken will der Trainer aber (noch) nicht: „Für uns ist ganz klar, dass wir gut ins Spiel kommen und gewinnen wollen. Da brauchen wir uns auch gar nicht kleiner machen als wir sind.“


„Das müssen sie sich erstmal verdienen“

Nur bei einem eigenen Sieg lebt der eigene Traum weiter. Und noch mehr: Eine gegnerische Aufstiegsfeier in der eigenen Halle – das wäre für viele Sportler wohl ein Albtraum. Nur Aaron Fröhlich sieht das ganz entspannt. „Wenn die Bittenfelder gewinnen, dann bin ich der Erste, der ihnen ein Getränk ausgibt“, so der TSB-Coach: „Aber das müssen sie sich erst einmal verdienen. Ich bin überzeugt, wenn wir unsere Leistung bringen, dann werden nur wir in der Halle feiern.“
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Pleißner, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Watzl, Waldraff, Bächle, Burtsche, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg, Enrico Immer)